Aus St. Lambertus in Bürgewald soll ein Begegnungszentrum werden. Land gibt 14,3 Millionen Euro an Fördergeldern für sechs gerettete Braunkohledörfer frei.
Aufbruchsignal für sechs gerettete KohledörferKirche wird wieder aufgebaut

Die Kirche von Keyenberg steht knapp 500 Meter vom Tagebau Garzweiler entfernt. Die Stadt Erkelenz will 168 Millionen an Fördergeldern beantragen, um die fünf geretteten Dörfer neu zu entwickeln. Foto: dpa
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Das Wort „Aufbruchstimmung“ hat Georg Gelhausen im Zusammenhang mit dem vor den Baggern geretteten Braunkohle-Dorf Morschenich-Alt in den vergangenen zwei Jahren immer wieder bemühen müssen. Zuletzt bei der Umbenennung der Ortschaft, die seit Juli 2024 offiziell Bürgewald heißt.
Der Bürgermeister der Gemeinde Merzenich spricht auch gern vom ersten Zukunftsdorf am Rande des Tagebaus Hambach im Rheinischen Revier. Rund 56 Millionen Euro an Fördermitteln hat Merzenich im Juni 2024 bereits erhalten, um das Dorf vom Energiekonzern RWE Power AG zurückzukaufen und den Planungsprozess der Entwicklung von Bürgewald anzustoßen.
Am Montag konnte Gelhausen bei einem Tag der Zukunftsdörfer, zu denen neben Bürgewald auch Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath auf dem Gemeindegebiet von Erkelenz am Tagebau Garzweiler zählen, das nächste „Aufbruchsignal“ verkünden.
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Die ehemalige Dorfkirche Sankt Lambertus, die 2019 entweiht und vier Jahre später bei einem Brand stark beschädigt wurde, soll mit finanzieller Unterstützung des Landes wiederaufgebaut werden. „Nach der verheerenden Brandkatastrophe freue ich mich sehr darüber“, sagte Gelhausen. Das Bauwerk soll nicht mehr als Kirche genutzt werden, sondern einen Raum für Kultur, Begegnung und Veranstaltungen bieten.
14,3 Millionen steckt das Land in dieses und weitere Projekte in den fünf anderen Dörfern. Dort geht es zunächst darum, eine neue soziale, öffentliche und technische Infrastruktur aufzubauen. Der erste Schritt ist der Umbau einer ehemaligen Kindertagesstätte in ein Dorfgemeinschaftshaus.
Erkelenz will 168 Millionen Euro an Fördergeldern beantragen
Die Dörfer in Erkelenz sollen fortlaufend weiterentwickelt werden. Dazu will die Gemeinde insgesamt Fördermittel in Höhe von 168 Millionen Euro beantragen. Ehemalige Umsiedlerinnen und Umsiedler sowie deren Kinder erhielten ein Vorkaufsrecht für die ehemalige Liegenschaft. Die Rückmeldefrist zur Vorkaufsoption ist abgelaufen und ein Abschluss des Verfahrens wird im ersten Quartal 2026 angestrebt.
Bei der Vermarktung von Liegenschaften an weitere Private ist es Wunsch der Stadt Erkelenz, dass vorrangig ehemalige Bewohner der fünf Dörfer, der Gesamtstadt sowie dort Berufstätige die Chance erhalten, eine Immobilie zu erwerben. Die Nachfrage von Rückkehrwilligen ist allerdings nicht sonderlich hoch. Als im Oktober 2022 die Entscheidung zum Erhalt der Dörfer fiel, hatten 91 Prozent der Bewohner ihre Häuser bereits verkauft. Für Stephan Muckel, Bürgermeister der Stadt Erkelenz, ist die Wiederbelebung der fünf Ortschaften ein „Jahrzehnteprojekt“.
Bund und Land unterstützen den Kohleausstieg des Rheinischen Reviers, der nach dem bisherigen Fahrplan 2030 vollzogen sein soll, mit rund 14,8 Milliarden Euro. Bislang sind 418 Projekte bewilligt, für die 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt werden.
