Der Digitalpark könnte bis zu 2500 Arbeitsplätze nach Bergheim bringen, so die Stadt. Aber was geschieht aktuell, damit er entstehen kann?
Hohe Nachfrage von UnternehmenSieben Fragen und Antworten zum „Innovation Park“ in Bergheim

Direkt neben dem Kraftwerk in Niederaußem soll ein Innovation-Park entstehen.
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Der zuletzt in „Innovation Park“ umbenannte Digitalpark, der neben dem Kraftwerk Niederaußem entstehen soll, gilt als Ankerprojekt für den Strukturwandel in der Region. Doch was passiert aktuell konkret, damit der Digitalpark in Bergheim entstehen kann? Sieben Fragen und Antworten zum Projekt.
Wo wird der „Innovation Park“ entstehen?
Der „Innovation Park“ soll direkt neben dem Kraftwerk Niederaußem auf einer Fläche von etwa zehn Hektar entstehen, auf der vor dem Kohleausstieg ursprünglich das Kraftwerk BoA-Plus vorgesehen war. Für das Projekt wurde in der Vergangenheit ein Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 500 Millionen Euro gehandelt.
Warum ist das Projekt so wichtig?
Durch das Ende der Braunkohle gehen Arbeitsplätze verloren. „Das vorgezogene Ende der Braunkohleverstromung hat hier nochmals mehr Druck in die Situation gebracht“, heißt es von der Pressestelle der Stadt. Die Kreisstadt muss sich also neu ausrichten. Die Ansiedlung von Microsoft in der Region war dabei ein Glücksgriff und entfaltet laut Volker Mießeler eine starke Sogkraft.
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Der „Innovation Park“ ist ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft: Mit den Unternehmen, die sich dort ansiedeln sollen, könnten laut Einschätzung der Stadt bis zu 2500 neue Arbeitsplätze entstehen. „Eine erfolgreiche Realisierung des Innovation Parks ist auch für die weiteren Nachnutzungsvorhaben am Braunkohleverstromungskraftwerk Niederaußem von besonderer Bedeutung“, so das Pressebüro. „Insgesamt 240 Hektar Fläche werden in den kommenden Jahrzehnten Potenzial für weitere Entwicklungen bieten.“
Wie hoch ist das Interesse von Unternehmen am „Innovation Park“?
Laut der Pressestelle der Stadt Bergheim bewarb die Kreisstadt den Digitalpark unter anderem auf der Expo Real in München, einer internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen. „Das Interesse und die Anfragen sind sehr hoch, auch im Nachgang zur Expo Real kann festgestellt werden, dass die Bewerbung des Standortes und die geführten Gespräche ein Erfolg waren, da sich die Interessenlage für den Standort nochmals signifikant gesteigert hat“, heißt es von der Pressestelle der Stadt.
Welche Branchen und Unternehmen werden sich in Bergheim ansiedeln?
Die ersten Fortführungsgespräche mit Investoren werden voraussichtlich noch in diesem Jahr stattfinden, sagt die Pressestelle. „Dabei sind wir international unterwegs. Derzeit können jedoch verständlicherweise weder Branchen noch Namen genannt werden.“ Zuletzt hatte die Stadt auf einer Website über den Digitalpark folgende Branchen genannt, die als Schwerpunktthemen der zukünftigen Ausrichtung des Innovation Parks definiert wurden: Bioökonomie & Landwirtschaft 4.0, Energiesicherheit und -transformation, Maschinenbau und Robotik, Eisenbahntechnik.
Wer ist an der Entwicklung des Standortes beteiligt?
Die Stadt berief zur Planung des Innovation Park einen Zukunftsrat ein, in dem Fachleute aus Wirtschaft, Forschung und Politik bereits in zwei Workshops zusammenkamen. Aufgabe des Zukunftsrates ist es, eine Vision des Parks, sein Alleinstellungsmerkmal und ein Kooperationsmodell zu erarbeiten, um Bergheim als digitale Modellregion Deutschlands zu positionieren.
Weitere Expertise holte sich die Kreisstadt durch die Dienste der Decision Advisory Group, einer Unternehmensberatung aus Wien, die mit der Stadtverwaltung fortlaufend Ziele und potenzielle Ausrichtungen des Innovation Parks erarbeite. Ein städtebauliches Konzept und Visualisierungen für den Standort hat die Firma MUST auf Basis der Ergebnisse des Zukunftsrates erstellt.
Wie beteiligt sich das Land NRW?
Das Land Nordrhein-Westfalen hat eine gemeinsame Gesellschaft mit der RWE Power AG, in der es darum geht, komplexe RWE-Betriebsstandorten für die Nachnutzung fit zu machen: Die Perspektive-Struktur-Wandel GmbH (PSW). Diese arbeite eng mit den jeweiligen Kommunen zusammen, so die Pressestelle der Stadt.
Die Wirtschaftsministerin Mona Neubaur besuchte zudem den zweiten Workshop des Zukunftsrates. Die Pressestelle der Kreisstadt erklärte: „Das Land und damit die Ministerin ist ein großer Multiplikator und Unterstützer des Projektes Innovation Park Bergheim, insbesondere, da dieser durch die Landesregierung und das Wirtschaftsministerium mit dem Label ‚Ankerprojekt im Strukturwandel‘ versehen wurde und somit von Beginn an einen starken Schub in der überregionalen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit erhielt.“ Bedeutend sei auch die Unterstützung der Landesregierung im planerischen Prozess.
Woher sollen die Fachkräfte kommen?
Arbeitsplätze zu schaffen ist das eine, die Fachkräfte dafür zu finden ist das andere. Das Pressebüro sagt dazu: „Durch Qualifizierungsoffensiven – gerade auch durch Microsoft - wird der Arbeitsmarkt in der Region von der Schule bis hin zur Fachkraft fit gemacht für die digitale Zukunft.“
Aber Fachkräfte machen ihre Entscheidung auch davon abhängig, ob sie in einer Kommune gut wohnen, ihre Kinder betreuen lassen und ihre Freizeit gestalten können. Die Pressestelle führt aus, dass zur nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung auch die Optimierung und die Verbesserung des ÖPNV und des SPNV gehören, die Bereitstellung von Baugrundstücken, die Optimierung des regionalen und überregionalen Straßennetzes, Schulen, Kitas und die Bereitstellung der Versorgungsinfrastruktur. „Hier sind wir sehr gut aufgestellt und haben bereits in den Ortsteilen eine Vielzahl von Bauleitplanverfahren aufgestellt und abgeschlossen, um beispielsweise das Angebot von Wohnbauflächen zu erhöhen“, heißt es von der Pressestelle der Stadt.
„Positive Zukunftsperspektiven bietet auch das neue Wohngebiet ‚Im Euel‘ auf der Grenze der beiden großen nördlichen Stadtteile Niederaußem und Oberaußem in unmittelbarer Nähe zum Innovation Park Bergheim.“ Auch die Entwicklung des ehemaligen Sportplatzes in Oberaußem sei ein weiteres Element, um den anstehenden Bedarfen, auch für die ortsansässige Bevölkerung, Rechnung zu tragen.
