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Kommentar

Besuch von Hendrik Wüst
Leverkusener Wahlkampf mit schönen Worten an hässlichen Orten

Ein Kommentar von
3 min
Björn Krischick, Stefan Hebbel und Rüdiger Scholz führen Hendrik Wüst durch die City C.

Farblich abgestimmt in Dunkelblau: Björn Krischick, Stefan Hebbel und Rüdiger Scholz führen Hendrik Wüst durch die City C.

Der Landesvater ist nach Leverkusen gereist, um Stefan Hebbel vor der Stichwahl seine Unterstützung auszusprechen.

Hendrik Wüst scheint wenig beeindruckt, als Stefan Hebbel ihn durch Leverkusens vielleicht hässlichsten Ort führt. „Wir haben in NRW viele solcher Innenstädte“, sagt der NRW-Ministerpräsident beim Gang durch die leeren Gänge unter dem dreckigen Glasdach der City C. Durch das geänderte Einkaufsverhalten der Menschen würden eben Flächen frei. „Deswegen braucht es Ideen, wie man wieder Leben in die Städte bringen kann.“ Die Leverkusener Idee präsentieren Hebbel und Björn Krischick, Geschäftsführer der Leverkusener Immobiliengesellschaft (Levi), dem Landeschef. „Dass hier jetzt alles leer steht, ist eine gute Nachricht“, erklärt Hebbel.

Es sei ein langwieriger und schwieriger Prozess gewesen, die komplizierten Eigentumsstrukturen zu durchbrechen und als Stadt Eigentümerin der Immobilien zu werden, die man jetzt durch ein modernes Wohnquartier mit Kita und Grünzug ersetzen will. „Auch bezahlbarer Wohnraum?“, will Wüst direkt wissen. Deswegen wolle man als Stadt Eigentümerin bleiben, um auf die Mietpreise Einfluss zu haben, klärt Hebbel auf. 

Männer vor Plakaten

Großformatige Pläne, die zeigen, wie das Areal künftig aussehen soll, hängen in der City C aus – nicht nur für den hohen Besuch aus Düsseldorf.

„Der Mann hat einen Plan, genau so Leute brauchen wir in den Rathäusern“, jubelt Wüst. Daraus, dass sein Besuch allein der Unterstützung des CDU-Kollegen im Endspurt vor der Stichwahl am Sonntag dient, macht der hohe Besuch erst gar keinen Hehl. Richtig ist sicher auch, dass Hebbel als CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Levi seinen Anteil an dem Plan für die City C hat. Dass dieser aber über die zehnjährige Amtszeit von SPD-Bürgermeister Uwe Richrath entstanden ist, wird nicht weiter erwähnt. Hebbel gefällt sich in der ihm von Wüst zugesprochenen Rolle als Macher, der sich um Projekte kümmert.

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Karneval und Schützenverein

Wüst spricht – ohne Namen zu nennen – von dem Typ netter Oberbürgermeister, der draußen bei den Leuten unterwegs ist und dem Typ Verwaltungsmensch, der vielleicht weniger präsent, dafür aber effektiver ist, als der, „der sich mehr auf Schützenfesten und Karnevalsveranstaltungen rumtreibt.“ Dass er in Polizeihauptkommissar Hebbel den effektiven Verwaltungsmenschen sieht, wird klar – aber ob Wüst auch weiß, dass Hebbel ebenso Präsident der KG Neustadtfunken Opladen und stolzes Mitglied der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Quettingen ist?

Menschen in der Fußgängerzone

Zum Ende des Rundgangs zeigt Hebbel Wüst, wo es Richtung Bahnhof, Rathaus und der weiteren großen Baustelle – dem ehemaligen Kaufhof geht.

Wahlgeschenke hat Wüst am Dienstag keine mit nach Leverkusen gebracht. Er erwähnt den Stärkungspakt des Bundes für die Kommunen, der auch für Innenstadtumgestaltung gedacht sei. Er sagt auch: „Die Landesregierung ist bereit, was zu tun“, was genau, erläutert er nicht. Nur: „Dafür brauchen wir aber jemanden vor Ort, der gute Ideen hat und anpackt.“ Er sei überzeugt davon, dass das Stefan Hebbel sei, den er nach eigenem Bekunden schon seit 20 Jahren kennt: „Er will das und er kann das!“

Ersteres wird an jenem Abend in der City C auch dem Passanten in der letzten Reihe klar. Das Strahlen in Hebbels Gesicht bei den Lobeshymnen des Ministerpräsidenten leuchtet locker bis dahin.  Ob er es auch kann, muss er erst beweisen – falls die Leverkusenerinnen und Leverkusener am Sonntag der Wahlempfehlung des Landesvaters folgen.