Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

SchützenfestIn Marienheide-Müllenbach ist das gemeinsame Schmücken eine uralte Tradition

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe von Frauen sorgt in Marienheide-Müllenbach seit vielen Jahren mit ordentlich Herzblut dafür, dass auch die Kutsche des Königspaares festlich geschmückt ist.

Eine Gruppe von Frauen sorgt in Marienheide-Müllenbach seit vielen Jahren mit ordentlich Herzblut dafür, dass auch die Kutsche des Königspaares festlich geschmückt ist.

16 Schmückgemeinschaften gibt es noch heute in der kleinen Ortschaft. Das Anpacken vor der großen Schützensause ist mehr als 150 Jahre alt.

Wird in Müllenbach Schützenfest gefeiert, ist der ganze Ort in der Gemeinde Marienheide auf den Beinen, um unter anderem Halle und Festplatz für die Festivitäten vorzubereiten. Aber auch das Dorf muss herausgeputzt und in grün-weißen Farben geschmückt werden.

Dafür zeichnet eine mehr als 150 Jahre alte Tradition verantwortlich: Eine dem jeweiligen Straßenzug zugehörige Schmückgemeinschaft kümmert sich darum, dass am Tag vor dem Schützenfest mehr als 100 aus Tannenholz gefertigte Masten aufgestellt und daran die Wimpelketten befestigt werden. Allein 16 solcher Gemeinschaften gibt es in Müllenbach, drei weitere putzen die Orte Schemmen, Kalsbach und Stülinghausen für die festliche Sause heraus.

Hoch hinaus in Diensten des Müllenbacher Schützenfestes geht es für die Schmückgemeinschaft Graf-Albert-Straße: Die Wimpel wollen an den Masten angebracht werden.

Hoch hinaus in Diensten des Müllenbacher Schützenfestes geht es für die Schmückgemeinschaft Graf-Albert-Straße: Die Wimpel wollen an den Masten angebracht werden.

Eine dieser Gruppen ist die Schmückgemeinschaft Graf-Albert-Straße. Seit 2003 dabei ist der 49-jährige Torsten Kehlbreier. Er hat vor mehr als 20 Jahren das alte Bauernhaus Hesse gekauft. In der dazugehörigen Scheune lagern die Holzmasten und Wimpel, um sie nicht der Witterung zu überlassen. „Tatsächlich bietet diese Scheune als einzige in der Straße genügend Platz“, erzählt Kehlbreier.

Die Feste in Marienheide-Müllenbach hinterlassen ihre Spuren am Tannenholz

Die 28 „Stangen“, wie die Müllenbacher sagen, müssen hin und wieder generalüberholt werden – einen neuen Anstrich gab es vor rund zehn Jahren. „Wenn wir die Stangen aus der Scheune ziehen, bleibt es nicht aus, dass das Spuren hinterlässt. Aber die haben auch schon einige Jahre auf dem Buckel“, schildert der 49-Jährige, während er und weitere Mitstreiter die Leiter halten und Filius Jesper die nächste Wimpelkette anbringt. Denn beim Schmücken ist es eben wie mit dem Schützenfest – Generationen übergreifend. Da helfen auch die Kinder fleißig mit und später feiert jede Schmückgemeinschaft ihre eigene Schmückfeier.

Diese findet seit rund 20 Jahren ebenfalls bei Familie Kehlbreier statt. Bei kalten Getränken und Würstchen im Brötchen kommt die Nachbarschaft zusammen. „Diese Schmückfeste sollen auch dazu dienen, neu Hinzugezogenen die Kontaktaufnahme zu den Einheimischen zu erleichtern. Der eine oder andere wird dann vielleicht neugierig und kommt mit zur Königsparty oder am nächsten Tag zum Schützenfest“, weiß Kehlbreier.

Mit vereinten Kräften fürs Fest: In Müllenbach schmücken Jung und Alt gemeinsam die Straßen und setzen etwa die Wimpelmasten.

Mit vereinten Kräften fürs Fest: In Müllenbach schmücken Jung und Alt gemeinsam die Straßen und setzen etwa die Wimpelmasten.

Der Höhepunkt eines jeden Schmückfestes aber ist der Besuch des amtierenden Königs. Eine weitere, wenn auch noch nicht ganz so alte Tradition ist das Schmücken der Kutsche, das Gefährt des Königspaars während der Festumzüge. Seit 1973 schultern die Kutschen-Damen, die sich ebenfalls einen Tag vor dem Schützenfest treffen, diese Verantwortung.

Vor mehr als 50 Jahren war der Dienst an der Kutsche nur bestimmten Frauen in Müllenbach vorbehalten

„Vor mehr als 50 Jahren durfte aber nicht einfach jede Frau aus dem Ort teilnehmen. Nur einem gewissen Kreis eingeladener Frauen war das erlaubt“, berichtet Andrea Viebahn, deren Mutter Charlotte Schenk eines der Gründungsmitglieder der Kutschen-Damen ist. „Bevor es zum Schmücken ging, trafen sich alle bei einer Teilnehmerin zu Hause. Dort gab es Kaffee und Torten. Dabei haben sich die Frauen versucht, mit ihren Kreationen zu übertrumpfen“, verrät Viebahn.

Seit den 1990ern ist die Gruppe für jede Frau zugänglich und auch das vorherige Kaffeetrinken gehört heute der Vergangenheit an. „Als der Kreis der Teilnehmerinnen immer größer wurde, war es schwierig und einfach der Gastgeberin nicht mehr zumutbar, so viele Frauen zu bewirten“, berichtet Viebahn. „Heute treffen wir uns direkt an der Kutsche und alle bringen etwas mit. Entweder zu trinken oder zu essen. Und viele haben auch ihre Kinder im Schlepptau, die können miteinander spielen oder rumtoben, während wir schmücken.“ Das Verzieren sei in diesem Jahr übrigens kürzer ausgefallen als zuvor.

„Es wird nur eine lange Girlande einmal um die Kutsche gelegt. Sonst schmücken wir auch die Räder aber die Kutsche ist neu und soll für sich selber glänzen“, sagt Andrea Viebahn und die anderen Frauen nickten zustimmend. „Alle Nachbarn und Freunde kümmern sich darum, dass das Dorf und auch die Nebenorte festlich geschmückt sind.“

Lob und Dankbarkeit für alle diese Arbeiten gibt es von den Schützen: „Wir als Schützenverein sind sehr dankbar, dass das von den Schmückgemeinschaften übernommen wird, denn dadurch kommt das Fest für alle richtig zur Geltung. Es trägt auch erheblich zum Zusammenhalt der Gemeinschaft bei“, betont Vorsitzender Christoph Pietschmann.