In Ihrer Freizeit will Riedel, die längere Zeit als Notfallseelsorgerin im Ahrtal tätig war, weiter ehrenamtlich in Altenberg präsent sein.
SeelsorgerinAltenbergs Pfarrerin Riedel wird stellvertretende evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel an ihrem Kraftort Altenberg. Ende des Monats wird sie in ihr neues Amt als stellvertretende evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR eingeführt.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Ihre knallroten Pumps, die keck unter dem schwarzen Talar hervorblitzten, sind vielen unvergessen. Regelrecht legendär aber wurde einst ihre Predigt im Liegestuhl und in Badekleidung. „In Italien wäre ich da aus der Kirche hinausgeworfen worden“, lächelt Pfarrerin Julia-Rebecca.
Was die einen im altehrwürdigen Altenberger Dom schockierte, faszinierte die anderen – Gesprächsstoff war es allemal. Und Gespräche in Gang zu setzen, das Schweigen aufzubrechen, das ist Riedel von jeher ein wichtiges Anliegen. Dafür dürfe es auch einmal eine Provokation sein, findet sie. Allerdings „ohne Menschen persönlich zu beleidigen oder bloßzustellen.“
Neue berufliche Station für evangelische Formate beim WDR
Seit sie ihr Vikariat in Altenberg gemacht hat, ist sie beruflich an vielen verschiedenen Orten aktiv, zuletzt als Seelsorgerin im Rahmen der Katastrophenhilfe der Diakonie im Ahrtal und als Rundfunkpfarrerin für unterschiedliche geistliche Formate. An Altenberg hat sie aber auch bei wechselnden Einsatzorten immer festgehalten. Ehrenamtlich kümmerte sich Riedel, die mit ihrer Frau in Odenthal-Neschen lebt, um Kindergruppen, Chor und Konfirmanden, steht auch weiter auf dem Predigtplan.
Alles zum Thema Westdeutscher Rundfunk
- Kaum noch Kölsch Gerd Köster wirft WDR „linguistischen Rassismus“ vor
- Meinungsvielfalt im Rundfunk WDR-Chefredakteur fordert Berücksichtigung konservativer Stimmen
- Mit 51 Jahren Lokalzeit-Moderator Marcus Werner ist tot
- 50 Ways Norbert Hamm hört bei Gemeinde Engelskirchen auf und tritt nun häufiger als Bassist auf
- Johann König „Ich war am Ende fix und fertig“
- lit.Cologne Warum Ocean Vuong die USA für ein Gefängnis hält
- Jazztage Leverkusen Organisator Stiens fordert Stadt zur Übernahme von Erholungshaus auf
Nun wartet eine neue Station auf die 41-Jährige. Am 26. September, 17 Uhr, wird sie in der Marktkirche St. Viktor in Schwerte in ihr neues Amt als stellvertretende evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR, mit Sitz in Düsseldorf, eingeführt. „Dann bin ich auch wieder für Gottesdienstübertragungen zuständig“, so die Pfarrerin. Auf den Kontakt mit Gemeinden freue sie sich sehr.
Nach der Flut als Notfallseelsorgerin im Ahrtal tätig
„Altenberg war immer mein Ankerpunkt zum Durchatmen“, sagt Riedel, besonders mit Blick auf die emotional belastende Zeit als Seelsorgerin im Ahrtal. „Bei den Flutbildern stumpft man irgendwann ab, aber die Geschichten der Menschen waren sehr schrecklich“, sagt sie. „Es waren bewegende Geschichten, die mir anvertraut wurden.“
Besonders im zweiten Jahr, als sich gezeigt habe, wie stark auch viele Kinder traumatisiert waren. „Das kam erst spät hoch“, sagt Riedel. Man habe immer sehr individuell schauen müssen, welche Hilfen gebraucht würden. „Hier in Altenberg haben viele dann auch mal gefragt, wie es mir damit geht. Das hat mir gutgetan.“
In Altenberg viel über Ökumene gelernt
In Altenberg mit seinem Simultaneum, der von katholischen und evangelischen Christen gleichermaßen genutzten Kirche, habe sie viel über Ökumene gelernt. Viele Projekte habe man geschwisterlich „ausgeheckt“ und gemeinsam erfolgreich durchgeführt. Die christlichen Kirchen müssten ihre Kräfte bündeln, auf Augenhöhe agieren und stärker auf Gemeinsames als auf Trennendes schauen, um unter heutigen Bedingungen zu bestehen, davon ist Riedel überzeugt. Dass es gelingt, glaubt sie auch: Das Christentum bestehe seit 2000 Jahren, die lange Tradition, den „Spirit“ spüre man in Altenberg, „und so schnell ist das Christentum nicht heruntergerockt“.
Dafür geht Julia-Rebecca Riedel gemeinsam mit Altenbergs langjähriger evangelischen Pfarrerin Claudia Posche gerne auch neue Wege. Beide sind dafür bekannt, eingefahrene Rituale aufzubrechen und Verstaubtes hinauszukehren, wenn es der christlichen Botschaft dient. So sei Flip, ein leibhaftiger Esel, der zur Osterzeit durch den Altenberger Dom marschierte, wie einst seine langohrigen Vorfahren am Palmsonntag beim Einzug Jesus nach Jerusalem, noch heute vielen in Erinnerung und habe das biblische Geschehen erfahrbarer gemacht.
Und auch die Taufe von 14 Jungen und Mädchen vor zwei Jahren in der Dhünn (mit den Pfarrerinnen in Gummistiefeln) sei so ein beeindruckendes Erlebnis gewesen. In ihrer Freizeit möchte Julia-Rebecca Riedel auch nach Antritt ihrer neuen Stelle noch ein Weilchen in Altenberg tätig sein. „Ehrenamtlich“, so ihr Plan, „gehe ich dann nächstes Jahr mit Pfarrerin Posche in Rente.“