Den dritten Adventssamstag nutzten viele Menschen, um Geschenke einzukaufen. Die Händler melden volle Innenstädte, aber stagnierende Umsätze.
Geschenke-ShoppingKunden erzählen in Kerpen von der Freude, anderen eine Freude zu machen

Für Monika und Martin Gawrisch ist das Schöne an Weihnachtsgeschenken, dass jeder etwas bekommt und man sich zusammen freuen kann.
Copyright: Michael Henke
Für den Handel ist die Vorweihnachtszeit eine wichtige Phase, die wesentlich mit darüber entscheidet, ob zufriedenstellende bis gute Jahresumsätze erzielt werden. Für die Menschen, die in diesen Wochen Weihnachtsgeschenke erwerben, geht es um etwas ganz anderes: anderen eine Freude zu machen. Wir haben uns vor Kerpener Geschäften – Hövel, Ravenstein und Media Markt – mit Weihnachtsgeschenkekäufern darüber unterhalten, wen sie beschenken, was sie schenken, wo sie einkaufen und welche Bedeutung das Schenken gerade an Weihnachten für sie hat.
Beschenkt werden vor allem die näheren Familienangehörigen, besonders die Kinder, aber auch Großeltern, Patentanten und -onkel oder enge Freunde, wie Norbert Schlang erzählt. Was geschenkt wird, hängt davon ab, womit man glaubt, den anderen eine Freude zu machen. Das Geschenk stehe symbolisch dafür, dem Beschenkten zu zeigen, dass er einem wichtig ist, erklärt Monika Gawrisch: „Man schenkt damit auch Liebe.“
Kerpen: Trotz Wunschliste soll es Überraschungen auf dem Gabentisch geben
Ralf Klein berichtet, dass er lieber schenke, als selbst etwas geschenkt zu bekommen: „Freude zu verschenken, das ist für mich das Wichtigste. Und es sind oft die kleinen Geschenke, mit denen man das am besten erreicht.“ Für Victoria und Helga Berg gehört die Bescherung zu den Weihnachtsritualen wie der Besuch der Messe und das gemeinsame Essen mit der Familie. Ihnen ist wichtig, obwohl Wunschlisten vorliegen, dass es auch Überraschungen gibt.
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Für Monika und Martin Gawrisch ist das Besondere der Weihnachtsgeschenke, dass man sich anders als an Geburtstagen gegenseitig eine Freude macht, jeder sowohl in der Rolle des Schenkenden als auch des Beschenkenden ist und man sich zusammen freuen kann.

Es sind oft die kleinen Geschenke, die die größte Freude auslösen, finden Heike und Ralf Klein.
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Keiner von denen, mit denen wir gesprochen haben, plant mit einem festen Budget für Weihnachtsgeschenke. Es gibt zwar eine Obergrenze, aber wichtiger ist, unabhängig vom materiellen Wert des Geschenks, „etwas zu finden, was dem anderen gefallen könnte“, wie Martin Gawrisch sagt. Und das kann durchaus etwas Praktisches und Nützliches wie ein Haushaltsgerät sein, wie Helga Berg berichtet.
Kunden schätzen Qualität und Service bei den Händlern vor Ort
Die von uns Befragten, kaufen zwar auch online ein, weil es „bequem ist, vom Sofa aus zu bestellen“ (Norbert Schlang) oder es kein passendes Fachgeschäft vor Ort gibt, aber lieber kaufen sie im stationären Handel in der Region. „So viel wie möglich, auch um meinen persönlichen CO₂-Fußabdruck kleinzuhalten“, begründet Ralf Klein. Norbert Schlang kauft im Geschäft vor allem das ein, bei dem es ihm wichtig ist, „die Sachen in der Hand halten zu können und einen besseren Eindruck von der Qualität zu bekommen“.
Serge Palasie bemüht sich, so viel es geht, im lokalen Fachgeschäft zu kaufen. „Sonst gehen die ganzen Geschäfte kaputt, und dann ist das Gejammere groß, wenn man keine Läden mehr vor Ort hat.“ Er gibt auch zu bedenken, dass das online oft beworbene versandkostenfreie Zusenden am Ende doch von jemandem bezahlt werden müsse. „Im Zweifel von einem schlecht entlohnten Zusteller.“
Monika Gawrisch kauft Kleidung bevorzugt im Geschäft, „weil es besser ist, sie direkt anprobieren zu können“. So steckt unter dem Weihnachtsbaum in jedem Legokarton, jedem Basketballkorb, Parfüm und Kleidungsstück, jeder Apple-Watch, jedem Konzertgutschein, Brettspiel, Fotokalender und elektrischen Zahnbürste auch die Botschaft, dass einem der andere wichtig.
So beurteilen Händler das Weihnachtsgeschäft
Das dritte Adventswochenende galt nach Angaben des Handelsverbands Aachen, Düren und Köln, zu dem auch der Rhein-Erft-Kreis zählt, lange als das umsatzstärkste des Weihnachtsgeschäfts. In diesem Jahr ziehen die Händler aus der Region allerdings eine durchwachsene Bilanz. Im Vergleich zum Vorjahr hätten 80 Prozent der befragten Händlerinnen und Händler gleiche oder geringere Umsätze gemeldet, so Verbandsgeschäftsführer Jörg Hamel. Und das, obwohl die Innenstädte gut gefüllt gewesen seien.
Auch im laufenden Geschäft vor Weihnachten gebe es in diesem Jahr Verschiebungen. So hätten 60 Prozent angegeben, dass der dritte Adventssamstag schwächer ausgefallen sei als der zweite. Für viele Unternehmen gelte es inzwischen als Erfolg, wenn an einem Verkaufstag das Vorjahresniveau erreicht werde.
Auf einen Endspurt setzen die Händlerinnen und Händler laut Handelsverband nun ihre Hoffnungen. Viele versuchten, den Kundinnen und Kunden auch mit sonst im Advent eher unüblichen Aktionen wie Modeschauen mehr zu bieten als nur den Einkauf.

