Der 1. FC Köln überzeugte beim 3:1-Sieg gegen Münster und festigte seinen Weg zum möglichen Bundesliga-Aufstieg.
AnalyseDer 1. FC Köln mit 3:1 gegen Preußen Münster zurück an der Tabellenspitze

Torjubel nach dem Tor zum 3:1 durch Torschütze Damion Downs
Copyright: IMAGO/Maximilian Koch
Der 1. FC Köln kam am Ostersonntag zu einem ungefährdeten und absoluten verdienten 3:1-Sieg gegen Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster.
Das Wichtigste zuerst
Durch den Erfolg übernahm der Bundesliga-Absteiger wieder die Tabellenführung vom Hamburger SV, der am Abend zuvor trotz fast 90-minütiger Überzahl und Führung den Sieg beim FC Schalke 04 noch verspielt hatte (2:2). Für die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber ist der Erfolg zudem ein wesentlicher und vielleicht vorentscheidender Schritt in Richtung Wiederaufstieg. Der Vorsprung auf Relegationsplatz drei beträgt nun fünf Punkte, den nach dem 3:0 gegen Regensburg jetzt Magdeburg einnimmt. Einiges spricht dafür, dass die Rückkehr in die Bundesliga möglicherweise nach dem kommenden Heimspiel gegen Jahn Regensburg (3. Mai, 20.30 Uhr) gefeiert werden kann. Am nächsten Spieltag geht es für den FC und weit über 10.000 mitreisende Fans aber erst einmal zum Spiel bei Hannover 96, das gerade ein desolates Bild abgibt.
Die Tore
Die Hausherren gingen in der elften Minute in Führung. Der FC konnte auf der rechten Seite unbedrängt nach vorne spielen. Jan Thielmann nutzten den Platz, seine flache Hereingabe erreichte am Fünfmeterraum Tim Lemperle, der ins rechte Eck zum 1:0 einschob. Aus dem Nichts glich Münster in der 39. Minute aus. Hendrix bediente den durchstartenden Mees. Dessen Flanke in den Strafraum fälschte Timo Hübers so unglücklich ab, dass sich der Ball ins Tor senkte. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ging der FC wieder in Führung. Die entscheidende Szene hatte sich aber schon fast fünf Minuten zuvor ereignet. Leart Pacarada steckte durch in den Lauf von Eric Martel, der wiederum von der Grundlinie den Ball nach innen spielen wollte, der dann allerdings im Strafraum an den abgespreizten Arm von Simon Scherder sprang. Der Kölner Keller schaltete sich ein, doch Schiedsrichter Tom Bauer entschied erst nach der eigenen Ansicht der Bilder und nach geschlagenen vier Minuten auf Elfmeter. Diesen verwandelte Luca Waldschmidt recht sicher ins rechte untere Eck. In der 56. Minute erhöhte der FC auf 3:1. Nach einem langen Zuspiel von Martel kam Lemperle zwar nicht an den Ball, diesen schnappte sich dann Waldschmidt, der die Kugel in den Strafraum weiter zu Downs leitete. Der legte sich gekonnt den Ball zweimal zurecht und traf ins linke untere Eck.
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Das war gut
Die Aktionen der Ultras haben den 1. FC Köln schon sehr viel Geld gekostet, erst in der vergangenen Woche hatte der DFB eine Strafe in Höhe von 316.400 Euro gegen den Verein ausgesprochen. Doch am Ostersonntag bewies die aktive Fanszene Humor. Die Ultras nahmen zu Beginn der zweiten Halbzeit den Verband auf die Schippe. Statt – wie erst befürchtet – im Geheimen eine erneute Pyro-Aktion vorzubereiten, zündeten die Ultras, die lautstark einen Countdown heruntergezählt hatten, unter dem Gelächter der Zuschauer aber keine Bengalischen Feuer oder Rauchtöpfe, sondern Konfetti-Kanonen. „Konfetti ist beim DFB for free, damit kann ich gut leben“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller nach dem Abpfiff mit einem Schmunzeln.
Das war schlecht
Der FC ließ zu viele Standards und vor allem Ecken (insgesamt zwölf) zu. Münster gilt zwar als Mannschaft, die bei Standards gefährlich ist, am Sonntag war dies überhaupt nicht der Fall. Auch, weil die Kölner die Situationen gut wegverteidigten. Bessere Mannschaften könnten aus der Vielzahl an Ecken allerdings auch mal Kapital schlagen.
Moment des Spiels
…war aus Kölner Sicht ein erfreulicher, aber auch nerviger. Wieder einmal kurz vor der Pause wurde dem FC ein Elfmeter zugesprochen. Doch zwischen der Aktion, die letztlich geahndet wurde, und der Ausführung des Strafstoßes lagen geschlagene fünf Minuten. Das muss einfach schneller entschieden werden.
Spieler des Spiels
Luca Waldschmidt. Er bewies gegen Münster, dass er für den FC ein Unterschiedsspieler und von der Qualität her einer der besten Zweitligaspieler überhaupt sein kann. Der 28-jährige Offensivspieler, der in der Saison bereits mehrfach kritisiert worden war, unterstrich seine gute Form. Er übernahm beim Elfmeter Verantwortung, bereitete zudem das 3:1 stark vor und war überhaupt deutlich besser ins Spiel eingebunden als das noch vor wenigen Wochen der Fall war. Vieles hat bei Waldschmidt offenbar mit Vertrauen zu tun, nun hat er das Vertrauen seines Trainers und zahlt dieses mit Leistungen zurück.
Das sagen die Trainer
Gerhard Struber (1. FC Köln): „Speziell in der ersten Phase des Spiels hatten wir viel Kontrolle, haben das Spiel dominiert und den Gegner in seine Hälfte gedrückt. Wir hatten einen guten Zugriff auf das Spiel in beide Richtungen, haben kaum etwas zugelassen. Wir hätten höher führen müssen, als dieser unglückliche Moment mit dem Gegentor kam. Die Reaktion war aus meiner Sicht richtig gut, wir haben uns nicht davon abbringen lassen, das Spiel für uns zu entscheiden. Diese Haltung hat mich sehr gefreut. In der zweiten Halbzeit war uns klar, dass wir die Halbräume noch stärker kontrollieren müssen. Das ist uns gelungen, so konnten wir die Führung rasch ausbauen. Aus meiner Sicht haben die Jungs über die gesamte Spielzeit das richtige Gesicht gezeigt, dass man braucht gegen einen Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht und alles versucht. Wir waren mutiger, überzeugter und in den richtigen Momenten taktisch weiter. So haben wir dieses Spiel verdient gewonnen.“
Sascha Hildmann (Preußen Münster): „Das war für uns das erwartet schwere Spiel. Wir wussten um die Qualität von Köln und wollten uns da gerade am Anfang nicht überrollen lassen. Wir wollten dagegenhalten, wurden aber mit dem zweiten Angriff bestraft. Dann haben wir es geschafft, uns etwas aufzurappeln. Natürlich war Köln in dieser Phase überlegen, hat uns reingedrückt und einen guten Fußball gespielt, aber wir konnten uns sukzessive befreien und sind mit dem 1:1 zurückgekommen. Für uns wäre es echt gut gewesen, mit dem 1:1 in die Pause zu gehen, aber leider haben wir den Handelfmeter bekommen. Über die Situation will ich gar nicht reden, ich bin es leid, das macht keinen Sinn. Für die zweite Halbzeit haben wir uns ein bisschen mehr vorgenommen, wurden aber direkt mit dem 3:1 bestraft, das hat uns echt wehgetan. Hintenraus wollten wir uns noch mal mit einem Tor belohnen, aber Köln war einfach besser, das muss man klar sagen.”
Das sagen wir
Die Kölner, die wieder mit einer Viererabwehrkette agierten, zeigten sich deutlich spielfreudiger als zuletzt und taten sich wesentlich leichter, Torchancen herauszuspielen. 19 Torschüsse wurden am Ende notiert, der Expected-Goals-Wert, also die Kennzahl, die die Wahrscheinlichkeit angibt, dass ein Schuss zum Tor führt, lag bei guten 3,33. Oft war der Absteiger in dieser Saison für seine behäbige, mutlose, langweilige Spielweise kritisiert worden – und dies auch zu Recht. Am Sonntag zeigte der FC, dass es mit dieser Mannschaft auch anders geht. Auch wenn der Aufstieg natürlich rechnerisch noch nicht perfekt ist, so könnte der Sieg bereits ein vorentscheidender Schritt gewesen sein. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte der FC die direkte Rückkehr in die Bundesliga noch verspielen. Die Konkurrenten jagen einem zudem wahrlich keinen Schrecken ein. Und die kommenden Gegner Hannover und Regensburg erst recht nicht. Auch gegen Münster hatte der FC überwiegend leichtes Spiel. Die Preußen standen eigentlich nach dem Braunschweiger Sieg gehörig unter Druck, doch die ungefährlichen Gäste präsentierten sich wie der personifizierte Westfälische Frieden.