Trotz einer wahrlich nicht überzeugenden Saison sollte man beim FC im Saisonfinale jetzt die Reihen schließen. Die Frage ist ohnehin, wer im Klub überhaupt noch was entscheidet.
Aufstieg – und dann?Beim 1. FC Köln reagiert mal wieder das Prinzip Hoffnung


FC-Verantwortliche (v.l.): Trainer Gerhard Struber, Sport-Geschäftsführer Christian Keller, Vizepräsident Eckhard Sauren und Präsident Werner Wolf während des Mitgliederstammtischs.
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Es war am 27. April 2019, einen Tag nach der 1:2-Niederlage gegen Darmstadt am 31. Spieltag der Zweitliga-Saison. Da trennte sich Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln von Trainer Markus Anfang. Und das, obwohl der FC die Tabelle mit 59 Punkten und 76 erzielten Toren anführte und zum Zeitpunkt der Trennung acht Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz hatte. Am Ende des Spieltags waren es dann sechs. Sport-Geschäftsführer Armin Veh, sechs Monate später am Geißbockheim selbst Geschichte, begründete das Aus damals mit einem „negativen Trend“.
Am 31. Spieltag dieser Zweiliga-Spielzeit kassierte der FC wieder eine Niederlage. Nach dem 0:1 vor 15.000 enttäuschten FC-Fans in Hannover, der schon neunten Saisonpleite, führen die Kölner die Tabelle dennoch weiter an. Mit 54 Punkten, 46 Toren und nur vier Punkten Vorsprung auf Platz drei. Zu einer drastischen Maßnahme wie vor sechs Jahren wird es trotz zunehmender Kritik an Trainer Gerhard Struber und der fast dauerhaften an Sport-Geschäftsführer Christian Keller jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht kommen. Man könnte ohnehin ihren Sinn anzweifeln.
Die Saison des FC ist zwar ein Krampf. Doch ebenfalls mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann selbst dieser FC den Aufstieg, der eine Reparatur des Abstiegs wäre, nicht mehr verspielen. Was auch an der dilettierenden Konkurrenz liegt. Es gilt viel mehr, die Reihen zu schließen und die wenigen notwendigen Punkte einzufahren. Das sollte und wird dem Team gelingen. Alles andere mag man sich auch nicht ausmalen.
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Großes Machtvakuum befürchtet
Aus mehreren Gründen wird es jetzt kein Tabula rasa geben. Zum einen müsste man eine Trainer-Alternative in petto haben – und die ist auf dem Markt schwierig auszumachen. Und man darf getrost davon ausgehen, dass Keller nicht seinen Wunschtrainer Struber so dicht vor dem Aufstieg vor die Tür setzen würde. Nach dem Aufstieg wohl erst recht nicht. Zum anderen wäre es für Keller auch das Eingeständnis einer weiteren Fehlentscheidung. Denn bereits mit der Verpflichtung von Timo Schultz und auch mit der ersten Transferperiode nach der selbstverschuldeten Fifa-Sperre hatte Keller keinen Erfolg. Sollte Struber scheitern, würde auch der Druck auf den Sportchef wieder riesig werden.
Und wer sollte überhaupt die Personalie Keller und eine mögliche Einstellung eines neuen Sportchefs entscheiden? Dass dies der Vorstand wäre, ist nicht ernsthaft zu glauben, er ist nur noch bis Ende September im Amt. Sollte der (all)mächtige Keller entbunden werden, würde ein riesiges Machtvakuum entstehen. Und das mitten in der heißen Transferphase. So wird alles beim FC seinen gewohnten Lauf nehmen. Und es tritt hoffentlich nicht die Befürchtung ein, dass das Team im Herbst erneut tief im Schlamassel der Bundesliga steckt.
Wohin will der 1. FC Köln sportlich?
Und damit sind wir bei Grundsätzlichem: Wohin will der FC? Wirtschaftlich ist der Klub gesundet, was ein Verdienst der Vereinsführung ist. Doch was sind mittelfristig die sportlichen Ziele? Der Klub begrüßt jetzt sein 150.000 Mitglied. Eine sagenhafte Zahl, die zeigt, welche Wucht und welches Potenzial der stolze Traditionsverein hat. Oder besser: haben könnte. Erneut nur auf das Prinzip Hoffnung zu setzen und wortreich zu erklären, wie man Erfolg haben könnte (um ihn dann fast nie zu haben), ist zu wenig.