Der 1. FC Köln hat zwar acht Neuzugänge geholt und mit Jan Thielmann verlängert, aber es besteht weiter Handlungsbedarf.
Sportdirektor weiter gefordertThomas Kesslers Arbeitstage beim 1. FC Köln bleiben lang

FC-Sportdirektor Thomas Kessler während der Saisoneröffnung
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Als Thomas Kessler während der Saisoneröffnung des 1. FC Köln am Samstag auf der Bühne am Mikrofon von Stadionsprecher Michael Trippel die nächste Personalentscheidung bekanntgab, gingen die letzten Worte des Sportdirektors beinahe im Jubel unter. Der, dem der Beifall galt, trat hervor und strahlte über das ganze Gesicht. Der Bundesliga-Aufsteiger hat den ursprünglich bis 2026 laufenden Vertrag mit Jan Thielmann vorzeitig bis 2028 verlängert.
„Jan strahlt in unseren Augen vieles von dem aus, wie wir uns den 1. FC Köln in Zukunft vorstellen. Er hat eine hohe Identifikation mit der Aufgabe, eine große Mentalität und den täglichen Willen, sich weiterzuentwickeln. Wir sind überzeugt davon, dass Jan noch weiteres Potenzial in sich trägt“, erklärte Kessler. Thielmann war 2017 im Alter von 15 Jahren aus Trier zum FC gewechselt und debütierte mit 17 im Dezember 2019 in der Bundesliga. Der mittlerweile 23-Jährige hat 158 Pflichtspiele für die Kölner absolviert, in denen er elf Treffer erzielen konnte. Kessler fügte an, dass Thielmann ein wichtiger Baustein für die FC-Zukunft sein soll: „Wir wünschen uns, dass er mit seinem Charakter und seiner Mentalität in den kommenden Jahren mehr und mehr Verantwortung übernimmt und eine Führungsrolle in unserer Mannschaft einnimmt. Wir freuen uns sehr, dass Jan diesen Weg mit uns gehen möchte und aktiv dazu beitragen will, den FC in der Bundesliga zu stabilisieren.“
1. FC Köln: Jan Thielmann soll eine Führungsrolle im Team einnehmen
Mit der vergangenen Saison konnte Thielmann indes nicht ganz zufrieden gewesen sein. In 30 Zweitligaspielen gelangen ihm nur zwei Tore und drei Vorlagen. Der 20-fache U-21-Nationalspieler hatte allerdings darunter zu leiden, dass er von Ex-Trainer Gerhard Struber immer wieder auf den Platz hin- und hergeschoben wurde. Thielmann kam auf fünf verschiedenen Position zum Einsatz, vor allem dürfte man mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt sein, dass der schnelle Musterprofi als Rechtsverteidiger verschenkt ist.
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Beim neuen Cheftrainer Lukas Kwasniok soll Thielmann dagegen eine Schlüsselrolle einzunehmen – und zwar auf seiner Lieblingsposition, dem rechten Flügel. „Jan ist ein Energiegeber, eine Identifikationsfigur. So wollen die Fans den FC in der Bundesliga spielen sehen: vielleicht nicht perfekt, aber voller Energie. Dafür steht Jan. Er hat eine Bereitschaft, immer intensiv Fußball zu spielen und zu arbeiten. Jan zieht seine Mitspieler mit. Das haben wir in den ersten zwei Wochen gemerkt, als er noch nicht im Training dabei war. Da hat ein Puzzlestück gefehlt. Seitdem er da ist, ist die Intensität im Training eine andere“, lobte Kwasniok, der hinten rechts allerdings auch wieder mehr Optionen hat als sein Vorgänger Struber. Im vergangenen Winter verpflichtete der FC Jusuf Gazibegovic, Mitte Juli dann auch noch Sebastian Sebulonsen.
Wird Thielmann nun wieder etwas torgefährlicher, dürften alle Beteiligten von der weiteren Zusammenarbeit noch stärker profitieren. Der Rechtsaußen wirkte jedenfalls voller Tatendrang: „Der FC ist mein Verein. Und Köln ist inzwischen meine Heimat. Nach dem Abstieg im letzten Jahr habe ich mich bewusst entschieden, hier zu bleiben und das wieder gerade zu biegen. Wir haben uns zusammen vorgenommen, in die Bundesliga zurückzukehren. Darauf bin ich sehr stolz. Jetzt möchte ich beim FC den nächsten Schritt machen, noch mehr Verantwortung übernehmen, aber auch spielerisch nochmal auf ein anderes Level kommen.“
Die Verlängerung könnte ein Signal an die Teamkollegen sein. Vielleicht auch an Eric Martel (23), dessen Vertrag 2026 ausläuft. Der FC will bekanntlich den Kontrakt mit dem Abräumer verlängern, doch der will vorerst die weitere Entwicklung beim Aufsteiger abwarten. Acht neue Profis hat der FC in dieser Transferperiode bisher verpflichtet. Doch Kessler, der sich über zu wenig Arbeit nicht beklagen kann, will und muss noch weiter auf dem Transfermarkt aktiv werden. Seine Arbeitstagen bleiben auf jeden Fall lang.
Die Verantwortlichen wollen noch mindestens einen Innenverteidiger und einen Linksverteidiger holen. Dass in der Defensive Handlungsbedarf besteht, zeigte sich auch beim 7:4-Sieg im Testspiel am Sonntag gegen den niederländischen Zweitliga-Letzten Vitesse Arnheim. Im Abwehrzentrum stehen Kwasniok aktuell nur Joel Schmied, Timo Hübers und Dominique Heintz zur Verfügung, wenngleich der etatmäßige Mittelfeldspieler Tom Krauß auch im Zentrum der Dreierkette eingesetzt wird. Julian Pauli ist noch länger verletzt. Luca Kilian ist zwar zurück im Mannschaftstraining, doch nach zwei erlittenen Kreuzbandrissen bestehen einige Fragezeichen. Gegen Arnheim stand er nicht im Kader. Abwehr-Talent Neo Telle soll verliehen werden.
FC soll gute Chancen auf Verpflichtung von Derrick Köhn haben
Die Verpflichtung von Ahmetcan Kaplan (Ajax Amsterdam) hat sich – Stand jetzt – zerschlagen, auch Calvin Brackelmann (Paderborn), Keven Schlotterbeck (Augsburg) und Rav van den Berg (Middlesbrough) wurden zuletzt am Geißbockheim gehandelt. Auf der Linksverteidiger-Position könnte indes bald Vollzug gemeldet werden.
Die Kölner haben offenbar gute Chancen auf die Verpflichtung von Derrick Köhn, der bis 2026 vertraglich an Galatasaray gebunden ist. Der 26-jährige Hamburger soll sich ein FC-Engagement gut vorstellen können. Ein weiterer Kandidat für die Position hinten links ist Kristoffer Lund (23, Palermo). Sollte Leart Pacarada die Kölner noch verlassen, wäre der FC sogar unter Zugzwang. Bristol City und Ex-Trainer Struber sollen Interesse am Routinier haben.