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Knallhart, kultig, kauzigEhemaliger Bundesliga-Trainer Werner Lorant ist tot

Lesezeit 3 Minuten
Werner Lorant ist im Alter von 76 Jahren gestorben. (Archvibild)

Werner Lorant ist im Alter von 76 Jahren gestorben. (Archvibild)

Der knallharte Trainer mit Starkstrom-Frisur und kernigen Ansagen ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Der ewige Grantler hatte noch so viel vor. Er wolle mindestens 100 Jahre alt werden, sagte Werner Lorant 2023 in einem seiner letzten Interviews - ja, warum auch nicht? Schließlich sei seine Mutter 102 geworden! Doch der kauzige, eisenharte Ex-Trainer von 1860 München wurde schwer krank. Dass er am Ostersonntag im Alter von 76 Jahren in Wasserburg am Inn starb, kam seinen Angehörigen zufolge einer Erlösung gleich.

Seine geliebten Löwen, mit denen er sich lange zerstritten hatte, bestätigten die Nachricht in „tiefer Trauer“. Lorant sei „eine Trainer-Legende. Er hat tiefe Spuren bei uns hinterlassen“, schrieb der Drittligist auf seiner Homepage. „Ruhe in Frieden!“

Werner Lorant lebte zuletzt auf einem Campingplatz in Oberbayern

Die Ruhe war erst spät in Lorants Leben gekommen. Ab spätestens 2011 lebte er auf einem Campingplatz in Oberbayern. Er trainierte Urlauberkinder, denen er wohl nicht mehr so knallharte Ansagen machte wie seinen Spielern früher: „Ich wechsle nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht!“ Gerne ging er auf stundenlange Spaziergänge um den Waginger See, mit seinem Hund Jackson, einem Mischling aus dem Tierheim.

Bevor Lorant als brodelnder Trainer-Vulkan Kultstatus erwarb, hatte er eine beachtliche, später beinahe vergessene Spielerkarriere hinter sich. Er rannte sich für Borussia Dortmund die Lunge wund (und verlor einmal 1:11 beim FC Bayern), er rackerte bei Rot-Weiss Essen an der Seite von „Ente“ Lippens - und er gewann 1980 mit Cha Bum-Kun und Bernd Hölzenbein den UEFA-Cup für Eintracht Frankfurt.

Schon damals galt Lorant als harter Hund. Kam jemand Hölzenbein dumm, so hat es der Weltmeister von 1974 erzählt, dann drohte er das Schlimmste an: „Ich hetz' den Lorant auf Dich!“ Dabei waren zwei Rote Karten in 325 Bundesliga-Spielen gar keine so schreckliche Bilanz für „Werner beinhart“.

Lorant ging auf dem Platz sehr rustikal zu Werke, neben dem Platz wurde er zum „Schleifer“. Der gelernte Maler und Anstreicher aus dem nordrhein-westfälischen Welver wusste, was harte Arbeit ist – und die erwartete er von jedem Spieler. „Ich habe ihnen meine Mentalität eingeimpft“, sagte er: „Jeden Samstag laufen elf kleine Lorants auf.“

Werner Lorant war die Anti-These zum Star-Schönling

Der Trainer dirigierte sie mit ballonseidener Trainingsjacke, Zigarette im Mundwinkel und einer Frisur, als habe er einen Schraubenzieher in die Steckdose gerammt. Werner Lorant stand unter Strom, da konnten sich Trainer und gerne auch Schiedsrichter warm anziehen. Der Fußball wurde boulevardesker und bunter: Er passte da als Anti-These zum Star-Schönling perfekt rein.

Mit den Löwen schaffte er den Durchmarsch von der Drittklassigkeit in die Bundesliga, im Duo mit dem schrulligen Karl-Heinz Wildmoser hob er 1860 in neun Jahren phasenweise auf Augenhöhe mit dem FC Bayern – auch mit einem Hauch Hollywood-Unterhaltung, aber viel kerniger, bodenständiger, bayrischer. Am Sonntag trauerten die Bayern mit.

Werner Lorant hätte es wohl nicht zugegeben, aber bis zum Ende hing sein Herz an den Löwen. „Was willst du denn mit denen?“, motzte er im Interview mit dem Traunsteiner Tagblatt: „Wenn ich noch dort arbeiten würde, kämen die innerhalb von zwei Jahren wieder nach oben.“ Wie? Die Antwort könnte nicht besser zu ihm passen: „Ich würde mehr trainieren – basta!“