Rheinmetall-Chef Papperger reagierte zudem auf die Gerüchte, das Rüstungsunternehmen habe Interesse am Kölner Ford-Gelände.
Gerüchte um Kölner Ford-GeländeRheinmetall baut in NRW das „Herzstück“ des F35-Kampfjets

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall, und ein Modell des F-35-Kampfjets.
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Im beschaulichen Weeze am Niederrhein entstehen bald wichtige Komponenten für den derzeit schlagkräftigsten Kampfjet der Welt, den F-35 Lightning II. Am Dienstag stattete NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) der neuen Fabrik des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall einen Besuch ab. Die Bundeswehr hatte Flugzeuge dieses Typs nach langer und kontroverser Debatte bestellt. Ein Überblick.
Was für eine Fabrik entsteht in Weeze?
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat eine etwa 200 Millionen Euro teure Fabrik für ein zentrales Element des Tarnkappenbombers F-35 fertig gebaut. Konzernchef Armin Papperger kündigte im Werk in Weeze an, dass die Produktion in wenigen Tagen starten wird – „vielleicht schon morgen“. Rheinmetall ist als Zulieferer des US-Konzerns Northrop Grumman tätig, der das aus etwa 300.000 Einzelteilen bestehende Teil in den USA bislang selbst produziert.
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Armin Papperger (l.), Vorstandsvorsitzender des Rüstungskonzerns Rheinmetall und Hendrik Wüst (CDU), NRW-Ministerpräsident.
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Armin Papperger und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst lobten gleichermaßen die hohe Geschwindigkeit, in der das neue Werk gebaut und genehmigt wurde. Rheinmetall wurde in Weeze ein roter Teppich ausgelegt, Genehmigungen im Schnellverfahren erteilt. „Wir können schnell“, lobte Wüst die beteiligten Behörden und damit am Ende sich selbst. Wüst, Papperger und Northrop-Grumman-Manager Stephan O'Bryan betonten die Bedeutung der transatlantischen Partnerschaft für solche industriellen Großprojekte. Schließlich drehten die drei auf dem Werksgelände noch eine Runde mit Militärfahrzeugen von Rheinmetall. O'Bryan und Wüst saßen auf den Beifahrersitzen, Papperger steuerte den martialischen grünen Geländewagen selbst.
Was genau wird in Weeze gebaut?
Das Rumpfmittelteil des F-35, darin sind unter anderem die Waffensysteme untergebracht. Der Bau des zwei Tonnen schweren Mittelteils ist eine komplizierte Sache, nach einer Reihe von technischen Vorarbeiten und unterschiedlichen Produktionsschritten wird das erste Rumpfmittelteil planmäßig im Herbst 2026 ausgeliefert. Es geht in die USA, wo das Kampfflugzeug mit allen anderen Bauteilen montiert wird und für das Radar unauffindbar werden soll. Die Rumpfmittelteile aus Weeze sind nicht nur für deutsche Jets, sondern auch für andere Kunden.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) schaut sich bei der Nato-Übung „Arctic Defender 2024“ im US-Bundesstaat Alaska einen F-35-Kampfjet an.
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Pro Jahr sollen in Weeze im Normalbetrieb 30 Rumpfmittelteile gebaut werden, mit einer zusätzlichen Schicht könnten es mehr werden. „Bis zu 36 dieser Herzstücke für den vielseitigsten und den leistungsfähigsten Kampfjet der Welt wollen wir hier in Weeze jährlich produzieren“, sagte Rheinmetall-Chef Papperger und zeigte sich zuversichtlich, dass auch Deutschland noch nachbestellen werde.
Wie viele Arbeitsplätze entstehen?
Laut Armin Papperger werden am Standort Weeze 400 neue Arbeitsplätze direkt bei Rheinmetall geschaffen, 200 Mitarbeiter arbeiten heute bereits dort. Laut dem Rheinmetall-Chef dürften weitere 1000 bis 1500 neue Jobs bei Zulieferern in der Umgebung entstehen. Der Rüstungskonzern hat einige der Beschäftigten seit April 2024 wiederholt ins Schwesterwerk von Northrop Grumman geschickt, wo sie intensiv geschult wurden, um das Wissen in der Heimat an die Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben. Im Werk in Kalifornien werden fast 160 Rumpfmittelteile jährlich gebaut – es stand Modell für die Produktion in Weeze.
Die Stimmung unter den neuen Kollegen ist gut. In der Raucherecke fernab von Ministern und Managern zeigte man einander Flugzeugvideos mit der Melodie von Top Gun und sprach überwiegend lobend über die neue Dienstkleidung, die gerüchtehalber erst am Vortag des Ministerbesuchs ausgegeben worden war.
Warum entstehen die Teile für US-Jets in Deutschland?
Offiziell wird als einer der Gründe angegeben, dass es bei Rüstungsgütern wichtig ist, mehrere Lieferanten pro Komponente zu haben, um im Zweifelsfall flexibel sein zu können, wenn ein Standort aus welchen Gründen auch immer nicht liefern kann. Faktisch aber ist es durchaus üblich, dass bestimmte Teile eines Rüstungsgutes oder eine bestimmte Anzahl der gelieferten Systems im Käuferland entstehen. Das kann strategische Gründe haben, ist aber oft schlicht eine finanzielle Frage. Denn das Geld, das in die in Deutschland gefertigten Komponenten des F-35 fließt, bleibt über Löhne und Unternehmenssteuern größtenteils im eigenen Land. Auch der F-35-Nutzer Israel hat darauf bestanden, dass israelische Technik und Bewaffnung in die eigenen F-35 fließen. Bei Panzern wie dem Leopard II, den Deutschland in andere Länder liefert, wird ähnlich verfahren. Manchmal werden die Rüstungsgüter auch nur über Lizenzvergabe komplett im Land des Kunden gefertigt.
Eine Rolle spielt aber auch, dass die US-Amerikaner ihre Produktionskapazität bei stetig steigender Nachfrage aus dem eigenen Land und von internationalen Kunden inzwischen voll ausgeschöpft haben.
Eine Nutzung des Kölner Ford-Werkes steht nicht zur Diskussion
Sucht Rheinmetall weitere Standorte, eventuell auch in Köln?
Rheinmetall expandiert. Wie Papperger sagte, wird eine Niederlassung der Auto-Sparte von Rheinmetall in Neuss bald zu einem Werk für den Rüstungsbereich umgewidmet. In Köln halten sich seit Wochen hartnäckig Gerüchte, Rheinmetall könne diesbezüglich auch an Teilen des heutigen Ford-Geländes interessiert sein. Dem erteilte der Rheinmetall-Chef im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ aber eine klare Absage: „Eine Nutzung des Kölner Ford-Werkes steht nicht zur Diskussion“, sagte er am Rande der Veranstaltung.
Wie viele Jets bekommt die Bundeswehr?
Vom Bundestag beschlossen wurde der Kauf von 35 F-35-Kampfjets vom Typ A, der konventionell startet und nicht wie Modelle anderer Länder ein Senkrechtstarter ist. In den ersten Jahren der Kooperation soll Deutschland sechs Kampfflieger erhalten. „Ich bin sicher, Deutschland wird mehr als 35 beschaffen“, sagte Papperger, ohne auf Nachfrage Gründe oder eine konkrete Zahl zu nennen.