Nach den tödlichen Schüssen auf einen ehemaligen „Hells Angel“ in Mülheim startet am Freitag ein erster Strafprozess in Köln.
In Köln-MülheimRocker neben Brauhaus erschossen – erster Strafprozess, aber nicht gegen den Schützen

Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim
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Es war eine regelrechte Hinrichtung im Böcking-Park in Mülheim. Mit einem Schuss in die Schläfe und einem weiteren in den Rücken wurde ein ehemaliges Mitglied der Rocker-Gruppierung „Hells Angels“ getötet. Die Staatsanwaltschaft spricht von heimtückischem Mord. Freitag beginnt am Landgericht ein erster Strafprozess. Nicht gegen den Todesschützen, sondern den mutmaßlichen Auftraggeber.
Köln-Mülheim: Opfer an Fitnessstudio abgepasst
Laut Anklage hatten zwei Männer das Opfer im vergangenen Mai abgepasst, als der 35-Jährige gerade mit seiner Lebensgefährtin ein Fitnessstudio verlassen hatte. Man soll sich aus Rockerkreisen gekannt, das Opfer soll sich daher nicht in Gefahr gewähnt haben. Die Männer sollen eine kurze Wegstrecke zusammen zurückgelegt, sich dann voneinander verabschiedet haben.
Als das Opfer den Begleitern danach den Rücken zugewandt habe, soll einer der Täter unvermittelt eine Pistole gezogen und abgedrückt haben. Von einem Kopfdurchschuss tödlich getroffen sackte der 35-Jährige zu Boden. Auch auf dessen Lebensgefährtin wurde geschossen. Sie wurde im Hals- und Kieferbereich getroffen und notoperiert. Erst nach wenigen Tagen war sie außer Lebensgefahr.
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Kölner Brauhaus-Köbes leistete Erste Hilfe
Die Bluttat ereignete sich nachmittags in unmittelbarer Nähe eines Brauhauses. Ein Köbes berichtete dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, der angeschossenen Frau mit einer Tischdecke und Tüchern einen Druckverband umgelegt und versucht zu haben, die Blutungen am Hals zu stoppen. Panisch habe sie geschrien, dass man sich um ihren Freund kümmern sollte. Kurz darauf sei die Polizei eingetroffen.
Der Schütze und sein Komplize waren vom Tatort geflüchtet. Die Polizei hat zwei Tatverdächtige ermittelt, aber nicht festnehmen können. Auf der Suche nach den 26 und 30 Jahre alten Männern hatten Spezialeinheiten der Polizei vergeblich drei Wohnungen in Höhenberg, Porz-Eil und in der Kölner Südstadt durchsucht. Die Männer sollen sich inzwischen in die Türkei abgesetzt haben.
Kölner Landgericht hat zehn Verhandlungstage angesetzt
Die Hintergründe der Bluttat blieben unklar, womöglich sei es um Streitigkeiten im Rockermilieu und Geld gegangen. Monate später haben die Ermittler einen 27-Jährigen als Auftraggeber ausgemacht, der Mann wurde im September in Stammheim verhaftet. Für Anstiftung zum Mord droht dem Angeklagten per Gesetz die gleiche Strafe wie den Tätern, nämlich lebenslang Gefängnis.
Die 1. Große Strafkammer des Landgerichts unter Vorsitz von Richter Achim Hengstenberg hat bisher zehn Verhandlungstage angesetzt, es ist von einem strittigen Prozess auszugehen. Dem Angeklagten wird außerdem vorgeworfen, am Tag der Festnahme eine geladene Pistole und entsprechende Munition bei sich geführt zu haben. Auch in seiner Wohnung sollen Patronen gefunden worden sein.