Eigentlich sollte die Verwaltung den Sachstand zum Lückenschluss für den Radweg an der Wupper referieren. In der Bezirksvertretungssitzung ging es dann vor allem um Deiche.
HochwasserschutzAn der Wupper in Opladen sind Hunderte Meter Deiche überflüssig

Auch der alte Deich in Höhe der Fußgängerbrücke über die Wupper nördlich des Tierheims ist aus Sicht des Wupperverbandes verzichtbar.
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Der Tagesordnungspunkt 30 – auf Antrag der Stadtteilgruppierung Opladen Plus sollte die Verwaltung berichten, wie weit sie beim „Lückenschluß Wupperradweg Tierheim – Bierbörse“ gekommen ist, entwickelte sich in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung II anders als wohl von den Antragstellern erwartet.
Denn auf Bitten der Stadtverwaltung war Marlene Liebeskind nach Opladen gekommen. Liebeskind ist beim Wupperverband Bereichsleiterin für das Thema Gewässerentwicklung. Sie referierte vor den Bezirksvertretern und -vertreterinnen erste Ergebnisse einer im vergangenen Jahr in Auftrag gegebenen Studie zur Frage, in welchem Zustand die Deiche am Südufer der Wupper auf dem Abschnitt sind, wo bislang der Radweg fehlt. Das ist mit Blick auf diesen Radweg wichtig, weil bisher geplant war, den Radweg jedenfalls teilweise auf den alten Deichen verlaufen zu lassen.

Zwischen Schusterinsel und Tierheim Reschenberg soll ein Radweg entstehen
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Liebeskind widmete sich gleichfalls der Frage, ob die Deiche in diesem Abschnitt überhaupt noch gebraucht werden oder vielmehr „geschlitzt“, also aufgebrochen und abgeräumt werden könnten. Oder anders ausgedrückt: Was würde bei einem 200-jährlichen Hochwasserereignis passieren, wenn die vorhandenen Deiche in dem Wupperabschnitt nicht mehr da wären?
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Ergebnis für alle drei untersuchten Deichteilstücke entlang der Schusterinsel, der Filiale von Aldi und dem Tierpark Reuschenberg: Eine Aufgabe der Deiche ist möglich, es treten durch deren Beseitigung trotz großflächiger Überflutungen von Grünland keine zusätzlichen Schäden an Gebäuden auf; die Deiche haben in Teilen keinerlei Hochwasserschutzfunktion. Lediglich für ein Privathaus mit bodentiefen Fenstern im Souterrain wäre am Haus selbst zusätzlicher Hochwasserschutz nötig.
Abgesehen von der wassertechnischen Sicht auf die alten Erdwälle entlang der Wupper hat die Angelegenheit zudem auch noch eine juristische Seite. Und die könnte letztlich ausschlaggebend für deren Zukunft sein. Denn die Deiche auf dem 650 Meter langen Stück an der Wupper, wo bislang der Radweg fehlt, aufzugeben, könnte rechtlich geboten sein. Das Bundesverwaltungsgericht hat 2023 in einem Urteil festgehalten, dass laut Wasserhaushaltsgesetz frühere Überschwemmungsgebiet auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen wiederherzustellen sind, wenn Gründe des Allgemeinwohls dem nicht entgegenstehen. Und um genau solche Gebiete könnte es sich in Opladen handeln. Gleiches gilt im Übrigen für ein langes Stück Wupperdeich auf der Nordseite des Flusses, westlich der A3. Auch dieses könnte beseitigt werden, so die potenzielle Überflutungsfläche erheblich vergrößern und den Pegel der Wupper signifikant senken.

Der Deich nördlich der Wupper zwischen der A3 und dem Pescher Busch ist für den Hochwasserschutz nicht erforderlich.
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So lautete jedenfalls ein Fazit von Liebeskind in der Sitzung der Bezirksvertretung II: Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts „macht die Öffnung (der Deiche, Red.) gegebenenfalls obligatorisch.“ Die Expertin des Wupperverbands weiter zur eventuellen Überflutungssituation am Tierheim: „Im linken Vorland wird die Fläche bis zum Tierheim geflutet, durch die erhöhte Lage der Tierheims entsteht auch hier kein zusätzlicher Schaden.“
Die Bezirksvertreterinnen und -vertreter waren allesamt sehr angetan von den neuen Informationen. Nur auf die Frage von Opladen-Plus-Mann Markus Pott – „Was heißt das jetzt für den Radweg?“ – verwies Liebeskind an die Bezirksregierung. „Dazu kann ich Ihnen nichts sagen. Ich bin keine Expertin für Radwege.“
Wenn der Bericht des Wupperverbands fertiggestellt ist, geht er zur Bezirksregierung nach Köln. Schließt die sich der Sicht der Gutachter an, wird die Genehmigungsplanung zur Schlitzung der Deiche ausgeschrieben. Und erst wenn die dann, nach weiteren Verfahrensschritten, schließlich abgeräumt sein werden, können die städtischen Tiefbauer mit der Planung des Radwegs beginnen.