Milanie Kreutz ist seit 2020 SPD-Fraktionsvorsitzende. Dem neuen Stadtrat gehört sie nach einem parteiinternen Machtkampf nicht mehr an.
SPD-Fraktionschefin verlässt RatSchlebuscherin Milanie Kreutz sieht ihre Zukunft in Berlin

Noch sitzt Milanie Kreutz als SPD-Fraktionsvorsitzende am Tisch mit ihren Fraktionskollegen und -kolleginnen. Mit der letzten Sitzung des alten Stadtrates geht dieses Kapitel Ende Oktober für sie zu Ende.
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Milanie Kreutz’ Entschluss, in die SPD einzutreten, hängt mit einem Besuch von Franz Müntefering im LVR-Turm in Köln zusammen. „Herr Müntefering hat mich geworben“, erzählt Kreutz im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. 2012 war das. Kreutz arbeitete in dem damals noch neuen Hochhaus am Köln-Deutzer Rheinufer und Müntefering hielt einen Vortrag. „Ich hab’ damals das erste Mal einen älteren Herren darüber reden hören, dass wir jünger und diverser und weiblicher werden müssen. Das hat mich ziemlich inspiriert.“
Noch am selben Tag unterschrieb sie ihren Beitrittsantrag. Die Finanzwirtin und Gewerkschafterin bei der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, die bis dahin parteipolitisch neutral geblieben war, sah sich in diesem Schritt in den Folgejahren auch durch den Aufstieg der AfD bestätigt: „Da muss man Farbe bekennen.“
Drei Jahre nach ihrem Eintritt stellte die SPD sie für die Kommunalwahl auf. Sie schaffte den Einzug in den Rat zwar knapp nicht. Doch rückte sie nach, als Uwe Richrath zum Oberbürgermeister gewählt wurde. 2020 wurde sie Fraktionschefin ihrer Partei. Anfang April dieses Jahres erfolgte dann die Demontage der Politikerin, die gerne Klartext redet. Auf der Aufstellungsversammlung für die Kommunalwahl sorgte eine Mehrheit dafür, dass Kreutz dem kommenden Stadtrat nicht mehr angehört. Dass sie ihre Position als Fraktionschefin zuvor parteiintern zur Verfügung gestellt hatte, genügte dieser Mehrheit nicht.
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Leverkusen: Kreutz wird das Gestalten vermissen
Ende Oktober, mit der letzten Sitzung des alten Stadtrates, scheidet Kreutz aus dem Gremium aus. Wird sie etwas vermissen? „Die endlosen Ratssitzungen sicher nicht“, sagt Kreutz. „Ich glaube, ich werde es vermissen, in der Stadt aktiv etwas gestalten zu können. Ich werbe für die Kommunalpolitik, weil es wichtig ist, den Menschen zu zeigen, dass Politik wirken kann.“ Wie, dazu nennt sie ein Beispiel: Sie freue sich jedes Mal, wenn sie Mitarbeiter des Beschäftigungsprojekts Pflege Leverkusener Radwege sehe, das der Jobservice Leverkusen aufgesetzt und das der Stadtrat gestärkt hat. „Ich nenn’ die immer die orangenen Umweltengel, wenn die da sauber machen, und denke: Ja, dazu habe ich auch ein bisschen beigetragen.“
Sie habe sich, als gelernte Finanzwirtin, dazu entschlossen, sich auf das Thema kommunale Finanzen zu stürzen. Auch oder gerade weil sie sich seit 25 Jahren gewerkschaftlich für die Stärkung der Rechte von Frauen in der Arbeitswelt einsetzt. „Wissen Sie: Frauenrechte, das machen alle Frauen. Finanzen macht fast keine.“

Milanie Kreutz, Stefan Hebbel, Roswitha Arnold mit Levi-Chef Björn Krischick, Sascha Bender, Jennifer Merkel, Antonia Rolof und Susanne Heinz freuen sich über den Durchbruch bei der City C.
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Kreutz freut sich über Vieles, dass sie an wichtiger Stelle mit vorangebracht hat. Die Umgestaltung der City C – „Da kam in meiner letzten Aufsichtsratssitzung das letzte Puzzleteil dazu. Das finde ich super stark“ – oder „im Aufsichtsrat der Energieversorgung Leverkusen die Klimawende aktiv zu gestalten“. Auf die Frage, ob der Abschied denn endgültig ist, zögert Kreutz ein paar Sekunden mit der Antwort. Doch dann sagt sie: „Ich konzentriere mich gerade sehr stark auf Berlin und meinen Beruf. Das muss ich jetzt auch machen. Das war auch immer meine erste Wahl.“ Sie vertritt als Vorsitzende der Geschäftsführung der DBB Bundesfrauenvertretung die Interessen von mehr als 420.000 Frauen im öffentlichen Dienst. „Ich mache eine wirklich attraktive Arbeit in Berlin.“
Bis Ende Oktober will sie sich weiterhin als SPD-Fraktionsvorsitzende engagieren. Dass sie das ernst meint, hat sie Ende August mit dem von ihr überfraktionell organisierten Abwahlantrag gegen Baudezernentin Andrea Deppe in der Rettungsdienstgebühren-Affäre unter Beweis gestellt. Ab November gilt ihre Aufmerksamkeit ihrer Arbeit als Gewerkschaftsfunktionärin in der Hauptstadt. Dass die 51-Jährige aber ganz aus der Leverkusener Öffentlichkeit verschwindet, ist freilich nicht zu erwarten. Sie wolle sich gesellschaftspolitisch engagieren, „aber ganz weit weg von der Politik im Stadtrat“.