Der Bergische Landschaftstag als Kombination der LVR-Reihe „Stadt, Land, Fluss“ mit den Bergischen Wanderwochen zog tausende Besucher an.
Bergischer LandschaftstagNaturschutz ist des Wanderers Lust

Lehrreiche Begegnungen: Isabel Geberzahn und Andreas Engelbert zeigten Tim Simon (8) die heimischen Greifvögel.
Copyright: Kupper
Bei strahlendem Spätsommerwetter sind am Sonntag tausende Gäste über den Bergischen Landschaftstag am Fuße von Schloss Homburg gebummelt. Rund 50 Aussteller präsentierten vor dem Roten Haus und auf dem benachbarten Parkplatz die Vielfalt der regionalen Natur und Kultur.
Mit dabei war etwa der Gummersbacher Verein Kitzrettung, der mit der Jägerschaft zusammenarbeitet. Christine Adolphs schilderte, dass die Aktiven des Vereins in diesem Jahr mit fünf Drohnen bei rund 150 Einsätzen eine Fläche von mehr als 1000 Hektar abgesucht und dabei rund 50 Kitze, 27 Rehe und unzählige Hasen gerettet haben. Eine Konkurrenz zu benachbarten Kitzrettern sieht sie nicht: „Wenn alle Landwirte gleichzeitig mähen wollen, besteht ein unglaublicher Bedarf.“
Von Greifvögeln bis zu Kuhfläden
Derweil ließ sich der achtjährige Waldbröler Tim Simon von Isabel Geberzahn und Andreas Engelbert, die die rollende Waldschule der Kreisjägerschaft mitgebracht hatten, die heimische Greifvogelwelt erklären. Lina Kasper (7) aus Nümbrecht stellte sich dem Quiz „Lebensraum Kuhfladen“ bei Christine Meyer-Cords vom Nabu Oberberg und war überrascht, dass der Fladen rund sechs Wochen für die Zersetzung benötigt: „Ich hätte nicht gedacht, dass das so lange dauert.“
Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland
- Mammutfund und Moskitowarnung Den Elefanten zur Mücke gemacht
- Zahlreiche Feste Unsere Tipps für das Wochenende in Oberberg
- Nein, es ist kein Stein Spektakulärer Fund am Rhein ist womöglich 125.000 Jahre alt
- LVR-Haushaltssperre Mühlenhof in Longerich feiert Sommerfest – und bangt um Existenz
- Ausstellung Das wurde in den Gräbern der Römer in Frechen-Königsdorf entdeckt
- 100 Ideen für Köln „Ich wünsche mir einen Bildungsbus für Schülerinnen und Schüler“
- Märchen, Konzerte und Räucherfest Das ist in Oberberg am letzten Ferienwochenende los
Die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Veranstaltung war gleichzeitig der Auftakt der Reihe „Stadt, Land, Fluss trifft Bergische Wanderwochen“. Diese wurde vom Landschaftsverband Rheinland, von der Biologischen Station Oberberg und der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ ins Leben gerufen. Zu Gast war darum auch NRW-Umweltminister Oliver Krischer.
Auch kritische Töne waren zu hören
In seiner Begrüßung sagte Matthias Wirtz-Amling, Leiter der Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg, über die Kombination der LVR-Reihe „Stadt, Land, Fluss“ mit den Bergischen Wanderwochen: „Das ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Bei allem Wandervergnügen dürfe man negative Entwicklungen wie etwa das Artensterben nicht außer Acht lassen: „Der heutige Tag ist nicht nur ein Fest, sondern auch ein Signal.“
Kreisdirektor Klaus Grootens würdigte die Veranstaltung als wichtigen Tag für Natur, Kultur und Tradition. Dabei nehme das Ehrenamt eine bedeutende Rolle ein und stärke die Verbundenheit mit der Heimat. Kreisweit würde sich etwa zwei Drittel der Bevölkerung ehrenamtlich engagieren. Er rechnete vor, dass damit bei Ansatz des Mindestlohns eine Leistung im Wert von rund 350 Millionen Euro erbracht wird.
Minister Krischer zeigte sich von Oberberg begeistert
Minister Krischer betonte, dass es nicht nur darum gehe, eine schöne Landschaft zu haben, sie müsse auch erfahrbar werden. Erst mit diesem Wissen könne sie geschützt werden. Er lobte die Verbindung der beiden Veranstaltungen: „Wandern ist eine besondere Form des Naturerlebnisses.“ Am Ende bekannte der Dürener: „Die bergische Region ist ein tolles Stück Rheinland.“
Christiane Leonard-Schippers, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, unterstrich: „Natur und Landschaft prägen einander – es sind Orte für eine nachhaltige Entwicklung.“ Gabi Wilhelm, Geschäftsführerin von „Das Bergische“, sagte, dass die mehr als 200 in den drei Aktionswochen angebotenen Veranstaltungen ermöglichten, die Heimat auf eine besondere Weise kennenzulernen: „Ich finde es genial, dass davon rund 170 mit Gebärdendolmetscher stattfinden.“
Kreisbauernschaft spricht Probleme an
Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, sprach gegenüber dem Minister Probleme bei der Bewirtschaftung von Weiden an. Der Aufwand sei für die Landwirte extrem hoch, die häufig sehr abgelegenen Flecken etwa mit Wasser zu versorgen. Das könne etwa durch eine „Weideprämie“ kompensiert werden: „Sonst gehen uns wichtige Lebensräume verloren.“ Hinsichtlich dieser Prämie sei er beim Minister auf taube Ohren gestoßen – das sei alles durch den Vertragsnaturschutz abgedeckt.
Auf dem Bergischen Landschaftstag hatte auch die Regionalgruppe Köln der Naturschutzorganisation Bund in Kooperation mit dem Nabu Oberberg Unterschriften für die Herstellung gesetzeskonformer Zustände an der Agger gesammelt, damit es kein Fischsterben mehr wie zuletzt an der Wasserkraftanlage Ohl-Grünscheid gibt. Weit über 100 wollte Friedrich Meyer direkt an den Umweltminister übergeben, doch der winkte auch hier ab: „Die können Sie mir ja per Mail schicken.“