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MusikKürten eröffnet die Stockhausen-Kurse und -Konzerte

Lesezeit 4 Minuten
Die Projektverantwortlichen im Kürtener Rathaus

Die Projektverantwortlichen und Förderer freuen sich auf die Konzerte und Kurse

Am Samstag (26. Juli) beginnen in Kürten die Stckhausen-Kurse und - Konzerte

Tonsetzer Karlheinz Stockhausen ist mit seinen Werken immer über Grenzen gegangen. Selbst Hubschrauber hat er mal eingebaut. Wenn jedoch Presslufthämmer auf dem Kürtener Schulgelände dröhnen würden, hätte das sicher auch der Komponist als störend empfunden.

Aber die Presslufthämmer schweigen, wenn in der Woche vom 26. Juli bis 3. August die 20. Stockhausen-Kurse und Stockhausen-Konzerte stattfinden werden. Weil die Sanierung der Gesamtschulgebäude im kommenden Jahr beginnt, hätten eigentlich jetzt in den Sommerferien Bauvorbereitungen auf dem Schulhof stattfinden sollen.

Inori - Gesten. Aus den Kursen von 2022

Inori - Gesten. Aus den Kursen von 2022

„Wir konnten die Arbeiten in die Herbstferien verschieben“, sagt Willi Heider, der Bürgermeister der „Stockhausen-Gemeinde Kürten“. „Darüber bin ich sehr glücklich“, führt Heider fort. Eröffnung mit Bürgermeister Der Bürgermeister wird auch an diesem Samstag (26. Juli) auf dem Karlheinz-Stockhausen-Platz sein, wenn Kurse und Konzerte eröffnet werden.

An jedem Abend folgt abends um 20 Uhr ein öffentliches Konzert in der Aula der Gesamtschule (Abschlusstag: 18 Uhr), für alle Besucher kostenfrei. Jeder kann hingehen, die Konzerte sind für alle Stockhausen-Interessierten offen. Eine Stunde vor Konzertbeginn findet eine Einführung statt

Auch Seminare im Bürgerhaus

Knapp 100 Teilnehmende weilen für eine Woche in der Gemeinde. „Lernen will Zukunft“, dieses Motto hatte Stockhausen noch zu Lebzeiten für die 2025er-Kurse ausgegeben. Zukunft, Vision, Aufbruch. Das sind auch die Kernthemen des Komponisten, der von 1965 an bis zu seinem Tod 2007 in der bergischen Gemeinde lebte.

Die Stiftung des Komponisten richtet die Kurse gemeinsam mit der Gemeinde aus, im Schulzentrum mit Gesamtschule und Grundschule sowie im Bürgerhaus finden für die angereisten Musiker, Musikwissenschaftler und Gasthörer Vorträge, Übungen und Seminare statt.

Intensive Übungen

Das Programm ist intensiv, so wünschen es auch die Teilnehmenden. Um 9 Uhr beginnt der Tag am Schulzentrum mit dem ersten Kurs, bis zu fünf Seminare laufen vormittags und nachmittags parallel. Es geht dann um die Aufführungspraxis für die Werke, um Proben, um Klangtechnik, um Seminare zu einzelnen Stücken.

Es ist nicht zu hoch gegriffen, von einem musikalischen Kosmos zu sprechen, den Stockhausen zeit seines Lebens erschaffen hat. Und dies überwiegend in seinem Rückzugsort Kürten. Im Weiler Kettenberg, Hausnummer 15, liegt das ehemalige Wohnhaus des Meisters, drumherum ein Grundstück mit weiteren Gebäuden der Stockhausen-Stiftung.

Im Weiler Hachenberg findet sich ein großer Übungsraum, in dem übers Jahr intensiv für die Konzerte geprobt wird. Denn die Kurse laufen eigentlich das ganze Jahr über. Die Teilnehmenden bereiten sich mehrere Monate zuvor auf die Woche in Kürten vor, und sie stehen in engstem Austausch mit den Lehrenden. Alle Spezialisten für die hochkomplizierte Aufführungspraxis Stockhausens führen während der Woche in die Werke ein.

Trompeter beginnen

Allen voran Kathinka Pasveer und Suzanne Stephens-Janning, die Jahrzehnte an der Seite Stockhausens wirkten und die Denkweise des Komponisten jetzt an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Zur Eröffnung am Samstag (Karlheinz-Stockhausen-Platz, 17 Uhr) werden vier Trompeter ins Rampenlicht treten und das Werk „Michaels Ruf“ spielen, so wie dies bei allen vorherigen Kursen der Fall gewesen ist. Hellblaue Hemden werden sie wohl wieder tragen, so wie von Stockhausen vorgesehen.

Die Trompetenstöße sind mittlerweile ein Klassiker zur Kurseröffnung, die Teilnehmenden werden zuvor vom Gesamtschulgelände Richtung Rathaus herüberkommen. Die Stimmung ist für die Mitwirkenden stets bewegend, der Austausch miteinander intensiv. Stockhausen ist für viele wie eine Familie.

Künstler aus China, Ecuador und Australien angereist

Die Teilnehmerliste 2025 ist international wie immer. Aus der Volksrepublik China reisen ein Komponist und ein Klarinettist an, Ecuador und Australien finden sich als weitere Herkunftsländer. Die Mehrzahl der Teilnehmenden stammt aus Deutschland und den Nachbarländern.

Zahlreiche Gastfamilien in Kürten und den Nachbarorten öffnen auch 2025 wieder ihre Wohnungen, um die Teilnehmer der Kurse aufzunehmen. Auch in Hotels und Pensionen in Kürten und Umgebung sind die Gäste einquartiert. Der Bürgerbusverein unterstützt mit einem mobilen Angebot, denn nicht jeder Weiler wird spätabends nach den Konzerten mit dem öffentlichen Busangebot bedient.

Im Hintergrund unterstützen zahlreiche Kürtener die Stockhausen-Woche. Dass Sponsoren an der Seite von Stiftung und Gemeinde stehen und vieles erst möglich machen, erfreut die Verantwortlichen. Der Landschaftsverband Rheinland mit seinem Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege ist einer der Partner, ebenso die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln, die Kunststiftung NRW, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, die Kürtener Eventtechnik Tonart, Volksbank Berg und das Carl-Bechstein-Centrum Köln.

Die Sanierung der Schulgebäude wird die Stockhausen-Tage bis zur Fertigstellung 2032 begleiten. Die Konzerte könnten wohl zum nächsten Mal 2027 wieder in die erneuerte Sülztalhalle zurückkehren. Und 2028 kommt der 100. Geburtstag Stockhausens bereits in den Blick. Am Samstag heißt es aber zunächst: Lasset die Kurse beginnen!