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GrabungRömersiedlung auf Gelände des künftigen Kerpener Europagymnasiums gefunden

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine archäologische Grabung.

Archäologen der Firma Thomas Ibeling haben Römer- und Eisenzeitsiedlungen in Kerpen gefunden. Hier soll künftig das neue Europa-Gymnasium stehen.

Vorratsgruben, Gehöfte und Spuren altertümlicher Landwirtschaft hat die beauftragte Firma auf dem Gelände entdeckt.

Zwischen drei und vier eisenzeitliche Gehöfte haben die Archäologen der Firma Thomas Ibeling unter Leitung von Stevie Weber auf dem Gelände an der Humboldtstraße in Kerpen gefunden. Die Firma wurde von der Stadt Kerpen mit einer archäologischen Grabung für die Planungen für das neue Europagymnasium beauftragt. Hinzu kommt der Fund einer römischen Siedlung aus dem ersten Jahrhundert. „Das ist tatsächlich besonders“, sagt Weber. Der wissenschaftliche Grabungsleiter erläutert: „Es ist zwar üblich, in dieser Region Römersiedlungen zu finden. Am Römer kommt man hier im Grunde nicht vorbei. Aber selten so alte. Von daher ist das schon ungewöhnlich.“

Kerpen: Römisches Gebäude auf einem Grabgarten

Streng genommen handelt es sich bei dem Fund sogar um gleich zwei an der Zahl: „Wir haben einen römischen Grabgarten und darüber, also später, ein römisches Gebäude. Das ist sehr ungewöhnlich, denn Römer haben das eigentlich strikt getrennt. Das gehörte sich so nicht.“ Das jüngere Gebäude stamme womöglich aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, sagt Weber.

Auch Pfostengruben und römische Drainagegräben, aber auch Vorratsgruben aus der Eisenzeit, in der laut Weber womöglich zuerst Nahrungsmittel und später Abfälle gelagert wurden, traten bei den Grabungen zutage. „Wir dokumentieren das erst aus der Draufsicht und dann eben von der Seite, dafür nehmen wir die Hälfte des Funds aus der Erde raus“, erklärt Weber: „Für uns sind gerade diese Vorratsgruben super spannend. Hier ist viel drin, das uns Informationen zu dem gibt, was geschehen ist.“ Auch fand sich die Scherbe eines Vorratsgefäßes in der Grube.

Das Foto zeigt eine Scherbe im Boden.

Hier zu sehen sind Überreste einer Eisenzeitsiedlung und womöglich die Scherbe eines Tongefäßes.

Trotzdem wird all das den geplanten Bau des Europagymnasiums wohl kaum aufhalten. Wie die Stadt Kerpen mitteilt, gehen die Fundstücke an den Landschaftsverband Rheinland (LVR): „Die erhaltenen Fundstücke werden dokumentiert und anschließend gesäubert und eingelagert von den Archäologen. Später gehen diese dann an den Landschaftsverband Rheinland über.“ Auch bestätigt die Stadt, dass in der Region Römer- und Eisenzeitsiedlungen häufig vorkommen und derartige archäologische Untersuchungen im Planungsverfahren nahezu Usus sind. Besonders häufig seien solche Siedlungen in der Nähe von Wasser, wie hier dem Neffelbach, zu finden.

Mit den aktuellen Funden ist es womöglich aber noch nicht getan. Denn die Firma wird das gesamte Gelände zwischen Humboldtstraße, Lothringerstraße und Neffelbach durchkämmen. „Zunächst werden die westlichen Flächen untersucht und im weiteren Verlauf die Flächen Richtung Lothringerstraße“, teilt die Stadt Kerpen mit.

Weiter heißt es aus dem städtischen Pressebüro: „Mit einem Großraumbagger wird dort die Humusschicht und der Oberboden abgetragen. Anhand der Verfärbungen des Bodens können dann potentielle Funde entdeckt werden, die dann mit einem Minibagger oder händisch freigelegt werden.“

Den römischen Grabgarten haben die Mitarbeiter der Firma bereits abgetragen. Hier fanden sich frührömische Gräber mit Asche und Gefäßen für den Leichenbrand und diversen Grabbeilagen wie Keramik.