Mit Köln und Siegburg treffen am Mittwoch Wolfgang Overaths Herzensklubs aufeinander. Die FC-Legende blickt auf die Saison voraus.
Ausblick des WeltmeistersFC-Legende Overath über Kwasniok, Transfers und die Vorstandswahlen

FC-Legende Wolfgang Overath (l.) und der noch amtierende Kölner Präsident Werner Wolf
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Womöglich ist Wolfgang Overath einer der umtriebigsten, agilsten und fittesten Menschen über 80. Rank und schlank ist er weiterhin, man kennt ihn nur so. Die Legende des 1. FC Köln treibt regelmäßig Sport, und vor allem natürlich den, dem er alles zu verdanken hat: Fußball. Und auch auf die Ernährung hat Overath stets wertgelegt. Zudem ist der Weltmeister von 1974, der am 29. September 82 Jahre alt wird, ein viel beschäftigter Immobilienunternehmer, dessen Arbeitstage voll sind und der oft noch abends in seinem Büro sitzt.
Das ist auch der Fall, als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Overath erreicht. Der Siegburger müsste dieses Pensum längst nicht mehr absolvieren, doch den Beruf, den er nach seiner Fußballkarriere ergriff, ist ebenfalls seine Berufung und hält ihn auch gedanklich fit. „Ich habe dem Herrgott alles zu verdanken“, sagt Overath dann gerne.
Am Mittwoch macht Overath allerdings früher Feierabend. Denn es kommt um 18 Uhr im Walter-Mundorf-Stadion zum Duell seiner beiden und einzigen Klubs: Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln tritt beim Oberligisten Siegburger SV an, bei dem der Mittelfeldkünstler einst mit dem Fußballspielen begann, bevor er 1962 zum FC wechselte und eine Weltkarriere startete. Der Erstligist hat dem prägendsten Spieler seiner Vereinsgeschichte die Partie zum 80. Geburtstag geschenkt. Jetzt kommt es mit Verspätung zur Austragung.
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1. FC Köln: Reinerlös aus Spiel in Siegburg geht an Overaths sozialen Fonds
Overath drang darauf, dass das Freundschaftsspiel allerdings nicht zu seinen Ehren stattfindet, sondern als Geschenk für seinen Jugendverein organisiert wird. Der Reinerlös aus den Eintrittsgeldern fließt komplett in den „Wolfgang-Overath-Fonds“ und damit in soziale Projekte: von der Kinderhilfe über Wohnungssicherung bis zur Weihnachtsfeier für Obdachlose. 5000 Zuschauer werden erwartet.

Als aktiver Spieler prägte Wolfgang Overath viele Jahre eine erfolgreiche Ära beim 1. FC Köln.
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„Ich freue mich riesig auf den Tag und das Spiel“, sagt Overath und führt aus: „Eigentlich hätte es ja viel früher stattfinden sollen, doch dann ist der FC aus der Bundesliga abgestiegen. Ich habe forsch gesagt: Dann machen wir es eben im nächsten Jahr nach dem Aufstieg. Ich habe während der letzten Saison etwas geschwitzt, aber am Ende alles ist ja zu Glück noch einmal gut gegangen. Der FC hat die direkte Bundesliga-Rückkehr geschafft – was nicht selbstverständlich war. Vor allem nicht unter den schwierigen Rahmenbedingungen mit der Transfersperre und der finanziellen Sanierung zuletzt. Jetzt spüre ich wieder eine gewisse Euphorie rund um den FC. Das Spiel jetzt auszutragen, ist für alle besser“, meint Overath, der den Kölner Verantwortlichen um Präsident Werner Wolf für das Zustandekommen dankt.
Ich habe das Gefühl, dass Lukas Kwasniok zum FC passt. Thomas Kessler macht es gut – unaufgeregt, strukturiert und sachlich geht er die Themen an. Er hat ein Gefühl für den Klub
Der 81-Jährige blickt der kommenden Bundesliga-Saison mit mehr Zuversicht als Sorgen entgegen. Overath warnt zwar vor dem „schweren Auftaktprogramm“, doch er glaubt, dass die Veränderungen auf der Trainerposition und im Kader der Mannschaft guttun werden.
Wolfgang Overath traut Lukas Kwasniok einiges zu beim 1. FC Köln
„Ich habe das Gefühl, dass Trainer Lukas Kwasniok zum FC passt. Zur Mannschaft, aber mit seiner offenen, emotionalen Art auch zu den Leuten und dem gesamten Verein. Er hat in Paderborn mit nicht überragenden Mannschaften sehr gute Arbeit geleistet hat. Zudem hat sich der FC bisher auf mehreren Positionen vielversprechend verstärkt“, sagt Overath. Sein Ausblick: „Der FC hat eine vernünftige Mannschaft beisammen, der ich in den Klassenerhalt zutraue. Ich bin vorsichtig optimistisch.“
Auch das Wirken des zum Sportdirektor beförderten Thomas Kessler als Nachfolger des entlassenen Sport-Geschäftsführers Christian Keller sieht Overath positiv. Der Weltmeister kennt den früheren Torhüter seit fast 20 Jahren. Als Kessler 2007 erstmals zum Kölner Profikader gehörte, war Overath Präsident des FC. „Thomas macht es gut – unaufgeregt, strukturiert und sachlich geht er die Themen an und arbeitet sie ab. Obwohl er noch ein junger Kerl ist, hat er schon einiges an Erfahrung. Und er kennt natürlich den FC aus dem Effeff und hat ein Gefühl für den Klub und sein Umfeld – was vor allem an einem Standort wie Köln ein großer Vorteil ist“, meint der frühere Klubboss.
Dass sich erstmals drei Parteien für den Vorstand bewerben, schadet der Sache nicht. Die Mitglieder haben erstmals eine echte Auswahl. Auch in einem Wahlkampf sehe ich kein Problem
Im Juni 2004 war Overath zusammen mit seinen Stellvertretern Jürgen Glowacz und Friedrich Neukirch ins Amt gewählt worden. Damals erhielt der Nachfolger von Präsident Albert Caspers die Unterstützung des Verwaltungsrats. Im November 2009 wurde das Trio mit überwältigender Mehrheit (1698 Ja- zu 31 Gegenstimmen) wiedergewählt, Gegenkandidaten gab es keine. Das ist im kommenden Herbst anders, am 27. September stehen bei der Mitgliederversammlung erstmals drei Teams zur Wahl: das Team „Stobbe“ auf Vorschlag des Mitgliederrats sowie die Teams „Stroman“ und „Adenauer“ (jetzt ebenfalls offiziell von der Wahlkommission zugelassen), die die benötigten 4589 Original-Unterschriften (drei Prozent der Mitgliederschaft) einsammeln konnten.
Overath zu Vorstandswahlen: „Mitglieder haben erstmals eine echte Auswahl“
Overath, dessen Amtszeit im November 2011 nach einer turbulenten Phase mit dem Rücktritt endete, begrüßt das Wahl-Novum beim FC: „Dass sich erstmals drei Parteien für den Vorstand bewerben, schadet der Sache nicht. Die Mitglieder haben erstmals eine echte Auswahl. Auch in einem Wahlkampf sehe ich kein Problem. Die Mannschaft berührt das Thema ohnehin nicht oder höchstens am Rande“, meint Overath, der einst eine längere Zeit mit den Umständen, die zu seinem Rücktritt geführt hatten, haderte, allerdings längst wieder näher an seinen Klub herangerückt ist: „Der 1. FC Köln hat schließlich mein Leben geprägt. Wie auch der Siegburger SV. Ansonsten gibt es keinen Verein für mich.“