Beim 1. FC Köln will man noch nichts von der Bundesliga-Rückkehr wissen, doch eigentlich dürfte im Aufstiegsrennen nichts mehr anbrennen.
Kölner Team bleibt vorsichtigFC-Party mit angezogener Handbremse, doch der Aufstieg könnte am 3. Mai perfekt sein

Die Spieler des 1. FC Köln feiern mit ihren Fans vor der Südtribüne – den 3:1-Sieg gegen Münster, aber noch nicht den Bundesliga-Aufstieg.
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Die Fans des 1. FC Köln waren am Ostersonntag schon in Aufstiegslaune. Sie feierten nicht nur den 3:1-Sieg ihrer Mannschaft gegen Aufsteiger Preußen Münster und die Zurückeroberung der Tabellenspitze vom Hamburger SV, sondern sie stimmten sich auch gesanglich auf die direkte Bundesliga-Rückkehr ein.
Unabhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz wird der Kölner Aufstieg am kommenden 31. Spieltag zwar rechnerisch noch nicht perfekt sein. Doch mit nunmehr fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz drei, den jetzt Magdeburg nach dem 3:0-Sieg gegen Regensburg einnimmt, und sechs Zählern auf Rang vier (Elversberg) wird dem Bundesliga-Absteiger einer der ersten beiden Plätze wohl kaum noch zu nehmen sein. Der Sieg gegen Münster war auch in Anbetracht der permanent patzenden Konkurrenz womöglich ein vorentscheidender. Einiges spricht dafür, dass die Rückkehr in die Bundesliga nach dem kommenden Heimspiel gegen Jahn Regensburg (3. Mai, 20.30 Uhr) gefeiert werden kann. Oder eben erst im Auswärtsspiel am 9. Mai beim 1. FC Nürnberg.
Bei den Kölner Protagonisten war zwar Erleichterung nach dem verdienten und ungefährdeten Sieg gegen einen überwiegend harmlosen Gegner zu verspüren, den Tim Lemperle (11.), Luca Waldschmidt (45., Elfmeter) und Damion Downs bei einem Gegentor in der 39. Minute (Eigentor Timo Hübers) perfekt gemacht hatten. Aber Aufstiegseuphorie wollte bei der Mannschaft noch nicht aufkommen. Nach dem Abpfiff feierten die Spieler zwar mit ihren Fans vor der Südtribüne, doch es war eher Vorsicht angesagt. Der Absteiger war in einer Spielzeit, in der er schon acht Niederlagen kassiert hat, gehörigen Schwankungen unterlegen. Und die sind beim Team noch in unguter Erinnerung. „Die Saison hat uns gelehrt, dass wir gut beraten sind, von Spiel zu Spiel zu schauen. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es, das hätte es aber auch schon in den Spielen zuvor sein können. Wenn wir jedes Spiel richtig überzeugend gespielt hätten, wären wir jetzt vielleicht schon aufgestiegen. Das war nicht der Fall, es bleibt supereng und kann mit dem nächsten Spieltag wieder anders aussehen“, befand FC-Kapitän Timo Hübers.
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1. FC Köln: Sportchef Christian Keller tritt auf Euphoriebremse
Christian Keller, der Sport-Geschäftsführer, trat im Kölner Lager am energischsten auf die Euphoriebremse: Der FC sei „ganz sicher nicht“ schon aufgestiegen. „Wir haben fünf Punkte Vorsprung auf Platz drei, mit dem schlechteren Torverhältnis. Eine Vorentscheidung ist dann gefallen, wenn wir so viele Punkte haben, dass uns die anderen nicht mehr einholen können. Davon sind wir weit entfernt. Wir bleiben unserer Haltung treu, das nächste Spiel ist das wichtigste“, sagte der Sportchef.
Das steigt am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) beim Krisen-Klub Hannover 96. Die Niedersachsen haben sich nach dem 1:3 in Darmstadt, der dritten Niederlage in Folge, so gut wie sicher aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet und sind nur noch Tabellenzehnter. Der Trainer-Wechsel zum Jahresende von Stefan Leitl (mittlerweile Coach bei Hertha BSC) auf André Breitenreiter hat nichts bewirkt, im Gegenteil, vieles ist sogar schlechter geworden. Aus Hannover ist zu vernehmen, dass Breitenreiter in den kommenden Tagen sogar das vorzeitige Aus ereilen könnte. Bei 96 scheint die Stimmung, auch unter den Fans, auf dem Tiefpunkt angekommen zu sein. Die Kölner können ohnehin am kommenden Sonntag mit einem kleinen Heimspiel rechnen, da der FC von weit über 10.000 Anhängern nach Hannover begleitet wird.
Doch mit Laissez-faire oder gar Überheblichkeit würde man sich am Geißbockheim nur selbst das Leben schwer machen, und so war es nicht verwunderlich, dass Trainer Gerhard Struber ebenfalls nichts von einer Vorentscheidung im Aufstiegsrennen wissen wollte und vor dem angeschlagenen Gegner warnte: „Es sind noch vier Spiele zu spielen. Wir wissen, wie schwer das Spiel in Hannover wird. Es ist eine schöne Situation, aber keinesfalls mehr. Jeder Spieltag zeigt Überraschungen. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber wir denken nicht romantisch zu früh an etwas, sondern bleiben auf Spannung.“
Kuriose Situation für Sargis Adamyan möglich
Aber sollte der FC wider Erwarten in Hannover leer ausgehen, so dürfte dann auch der kommende Heimspielgegner für den FC eigentlich kein Stolperstein sein. Regensburg steht nach dem 0:3 in Magdeburg vor dem Abstieg. Es grenzt überhaupt an ein Wunder, dass der SSV Jahn mit nur 18 erzielten Treffern und einem Torverhältnis von minus 46 noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt hat.
Während Keller in zwei Wochen womöglich mit dem FC auch rechnerisch aufgestiegen ist, könnte im Gegenzug der Abstieg seines langjährigen Klubs dann feststehen. Und für Sargis Adamyan, den der FC im vergangenen Januar an Regensburg ausgeliehen hat, würde in dem Fall eine ganz kuriose Situation eintreten. Sportlich mit den Bayern in die Drittklassigkeit abgestiegen, dürfte sich der Stürmer zugleich auch als Erstligaspieler fühlen. Denn beim FC steht der Armenier bekanntlich noch bis Juni 2026 unter Vertrag.