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Streitthema beim FC-TalkVerlust von Top-Talenten für 1. FC Köln eine „Vollkatastrophe“

Lesezeit 3 Minuten
1. FC Köln, FC Talk mit Friedhelm Funkel, 21.05.25, 18.00 Uhr, von links: Friedhelm Funkel, Carsten Wettich, Michael Reschke, Bild: Herbert Bucco

Kölns Aufstiegstrainer Friedhelm Funkel (v.l.), FC-Vizepräsident Carsten Wettich und der langjährige Bundesliga-Manager Michael Reschke beim FC-Talk von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ im Audizentrum Fleischhauer 

„E Levve lang – der Talk zum FC“: Beim Thema Talente kritisierte der langjährige Bundesliga-Manager Michael Reschke den 1. FC Köln deutlich.

Beim FC-Talk des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ am Mittwochabend im Audizentrum Fleischhauer in Ehrenfeld entwickelten sich lebhafte, spannende Diskussionen. Kölns Aufstiegsretter Friedhelm Funkel, FC-Vizepräsident Carsten Wettich und der langjährige Bundesliga-Manager und FC-Kenner Michael Reschke, seit neuestem auch der Berater von FC-Leistungsträger Eric Martel, unterhielten sich über nahezu alle aktuellen Themen aus dem FC-Kosmos mit Verve.

Doch nicht immer waren alle Protagonisten auf dem Podium einer Meinung. Vor allem beim Thema Jugendspieler und Talente entbrannte insbesondere zwischen Reschke und Wettich eine leidenschaftliche Debatte.

1. FC Köln: Klub verliert in Justin von der Hitz erneut Top-Talent ablösefrei

Anlass war das U19-Finale des FC bei Bayer 04 Leverkusen. Beim Kölner Titelgewinn war der 18-jährige Justin von der Hitz mit zwei Toren und einer Vorlage der herausragende Akteur. Doch der U17-Weltmeister aus Bensberg verlässt den FC und wechselt zur kommenden Saison zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg – und zwar ablösefrei nach Auslaufen des Vertrags. Wieder einmal verlieren die Kölner ein in der FC-Kaderschmiede ausgebildetes Talent.

Reschke, der in der Bundesliga nicht nur für Bayer 04, sondern auch für den FC Bayern München, den VfB Stuttgart und Schalke 04 tätig war, kritisierte den FC dafür deutlich. „Wenn du alles getan hast, ein Konzept vorgelegt hast und bis an deine finanziellen Grenzen gegangen bist – und der Spieler sich dann trotzdem anders entscheidet, dann ist es nicht dein Fehler. Das kann passieren und das kann man dann auch niemandem vorwerfen. Nach meinen Informationen hat der FC aber nicht alles dafür getan, den Jungen zu überzeugen“, sagte der gebürtige Frechener.

Nürnberg ist ein Traditionsverein, aber der FC muss in der Lage sein mitzuhalten. Die Verantwortung, dass der Junge gewechselt ist, trägt alleine der Sport-Geschäftsführer
Michael Reschke über den ablösefreien Weggang von Kölns Talent Justin von der Hitz

Reschke bohrte danach tief in den Wunden des FC. „Wie viele Nachwuchsspieler beim FC ablösefrei gewechselt sind, ist eine Vollkatastrophe. Allein Wirtz ist ein 100-Millionen-Schaden“, bezog sich der Ex-Manager auf den Weggang von FC-Eigengewächs Florian Wirtz, der im Januar 2020 zu Bayer 04 gewechselt war und dort zum Superstar wurde. Und an die Adresse des über drei Jahre tätigen, mittlerweile geschassten Christian Keller, der die Vertragsgespräche mit Top-Talenten geführt hatte, sagte Reschke deutlich: „Nürnberg ist ein Traditionsverein, aber der FC muss in der Lage sein mitzuhalten. Die Verantwortung, dass der Junge gewechselt ist, trägt alleine der Sport-Geschäftsführer.“ Applaus im Auditorium war die Folge.

Für Wettich war die Kritik sicherlich unangenehm, doch er blieb gelassen. Im Fall von Wirtz muss sich der FC-Vizepräsident auch nicht angesprochen fühlen, denn als Wettich Mitte Dezember als Nachfolger für den nach nur 97 Tagen zurückgetretenen Jürgen Sieger ins Amt kam, war der Weggang von Wirtz schon beschlossene Sache. In der Personalie von der Hitz gab Wettich zu: „Wir haben da sicherlich Fehler gemacht.“ Doch angeblich habe niemand im Verein die Entwicklung des Rechtsaußen prognostizieren können, obwohl der Klub bekanntlich mit Sascha Bigalke extra einen Top-Talente-Trainer beschäftigt.