Im Interview spricht der 35-Jährige über seine emotionale Bindung zum Klub sowie Höhen und Tiefen seiner Profifußball-Karriere.
Stephan Salger„Der 1. FC Köln war immer mein Herzensverein“

Stephan Salger spielte für den 1. FC Köln, VfL Osnabrück, 1860 München und Arminia Bielefeld. Nach der Saison 2024/2025 beendet der 1,84 Meter große Defensivspieler seine aktive Karriere.
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Herr Salger, mit welchen Gefühlen haben Sie Ihr letztes Heimspiel im FC-Trikot absolviert?
Ich muss sagen, dass es eine Mischung war. Ein bisschen traurig, ein bisschen erleichtert und auch Freude. Rückblickend war das Spiel eher nebensächlich. Der FC hat einen richtig schönen Rahmen für unsere Abschiede geschaffen, gerade für Marco Höger, der im Vergleich zu mir eine viel größere Karriere hatte. Das war sehr würdig – dafür möchte ich Danke sagen.
Lukas Berg, Leiter der Nachwuchsabteilung, sagte, Sie würden ihre drei Jahre bei der U 21 als „sehr ereignisreiche und positiv-intensive Zeit in Erinnerung behalten“. Hat er damit recht und was hat er damit gemeint?
Das erste Jahr allein war schon sehr intensiv, weil wir überraschenderweise gegen den Abstieg gespielt haben. Das hat mich sehr belastet. Danach war es sehr intensiv wegen der Transfersperre. Das hatte auch Auswirkungen auf unsere Mannschaft und auf meine Situation. Trotzdem konnte ich nebenbei auch tolle Erfahrungen im Jugendbereich sammeln. Ich hatte im letzten Jahr bei Jakob Strehlow in der U 17 meinen festen Platz und in diesem Jahr bei Carsten Cullmann in der U 14. Parallel habe ich auch meinen B-Trainerschein gemacht und arbeite gerade noch an B-Plus.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Westdeutsche Meisterschaft 2008 mit der U 19 unter Trainer Manfred Schadt?
Positive. Danach sind wir dann im DM-Halbfinale gegen den SC Freiburg ausgeschieden, bei dem Christian Streich damals U-19-Trainer war. Das war ein verrücktes Jahr, weil der FC in der Zeit davor und danach wenige Erfolge hatte im Jugendbereich. Wir hatten eine richtig gute Truppe mit ein paar guten Jungs wie Adam Matuschyk und Taner Yalcin.
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Ich habe gemerkt, dass mich der Druck beim FC, gegen den Abstieg zu spielen, in jungen Jahren zerfressen hat
2010 kamen Sie unter Zvonimir Soldo und Frank Schaefer als 20-Jähriger zu fünf Einsätzen in der Bundesliga, dreimal davon im RheinEnergie-Stadion. Wie haben Sie die Zeit damals erlebt?
Das war rückblickend schon besonders, weil ich mich nach einer guten Vorbereitung durchgesetzt hatte und im ersten Spiel auf dem Platz stand. Ich habe alle Spiele von Anfang an gemacht, soweit ich mich erinnere. Ich habe aber gemerkt, dass mich der Druck beim FC, gegen den Abstieg zu spielen, in jungen Jahren zerfressen hat, da bin ich ehrlich. Dafür war ich noch nicht bereit. Heutzutage bekommst du viel mehr Hilfestellung. Ich habe mir damals so viel Druck gemacht. Wir waren im tiefsten Abstiegskampf. Im Winter wurde Christian Eichner geholt und es wurde auf dessen Erfahrung gesetzt. Er hat es gut gemacht und dann war die Tür für mich erst einmal zu, was ich nachvollziehen konnte.
Gibt es etwas, das den Lauf zu Ihren Gunsten hätte ändern können?
Ich hätte mir damals gewünscht, dass ich nach der ersten Leihe nach Osnabrück in der Zweiten Liga noch einmal eine Chance bekomme. Das hatten die damaligen Verantwortlichen aber anders gesehen und ich bin meinen Weg anders gegangen.
Wie groß war die Hoffnung, dass Sie dauerhaft zum Bundesliga-Team gehören könnten und waren Sie enttäuscht, dass es nicht funktioniert hat?
Ich habe viel Spielzeit bekommen und wollte die Chance unbedingt nutzen. Das hat mich beim Spielen aber irgendwann auch blockiert. Ob ich wirklich auf Dauer hätte Bundesliga spielen können? Ich habe letztlich eine Karriere gemacht, die meinem Leistungsniveau angepasst war und war ein sehr guter Zweitliga-Spieler. Man braucht für mehr schon auch etwas Glück und ich habe beim FC einfach nicht gut genug performt. Das war am Ende auch okay.
Sie sprachen in Ihrem Abschluss-Statement von „vielen Höhen“ und „ein paar Tiefen“ in Ihrer Laufbahn. Was waren die Höhen?
Ganz klar der erste Aufstieg mit Arminia Bielefeld. Ich bin dort insgesamt dreimal aufgestiegen, zweimal aus der Dritten Liga und zum Schluss einmal in die Bundesliga. Und natürlich auch das DFB-Pokal-Halbfinale, das wir gespielt haben. Das hat Spaß gemacht. Mit 1860 haben wir es leider nicht geschafft aufzusteigen. Das war etwas traurig, weil die Chance dagewesen wäre.
Und was waren die Tiefen?
Ich hatte in Bielefeld eine schwierige private Situation, weil mein Vater überraschend sehr früh verstorben ist. Sportlich war es nicht so schlimm, aber ich habe es in den Monaten danach gehasst, überhaupt Fußball zu spielen. Rückblickend hätte ich damit anders umgehen müssen. Sportlich war es der Abstieg mit Bielefeld in der Relegation 2014 gegen Darmstadt mit dem entscheidenden Treffer im Rückspiel in der 120. Minute. Das war total dramatisch und sportlich mein größter Nackenschlag.
An welchen Moment Ihrer Karriere erinnern Sie sich besonders gerne?
Ich erinnere mich total gerne an das Pokal-Halbfinale 2015 gegen Wolfsburg. Wir haben zwar deutlich mit 0:4 verloren, aber die Stimmung im Stadion war unfassbar positiv und die Zuschauer haben ein Gespür dafür entwickelt, was wir in der Saison geleistet haben.
Werden Sie am 24. Mai beim DFB-Pokal-Finale der Arminia die Daumen vor Ort im Berliner Olympiastadion drücken?
Ja. Ich war beim Halbfinale schon dabei. Das war einer meiner wenigen Bielefeld-Besuche im Stadion. Ich habe mich total über den Final-Einzug gefreut und habe sofort gesagt, dass ich in Berlin sein werde.
Wie hoch schätzen Sie die Chancen der Arminia ein?
Ich habe ihnen keine Chance im Halbfinale ausgerechnet und sehe die Situation jetzt im Finale deutlich anders. Es wird eine Sensation, wenn es funktioniert, aber sie sind jetzt nicht mehr so chancenlos wie gegen Leverkusen.
Ich will mich nicht als Trainer in der Öffentlichkeit verkaufen müssen, sondern den Jungs nur beim Kicken helfen und sie besser machen
Gab es auch kuriose Momente in Ihrer Laufbahn?
Ich habe gemerkt, dass ich auf höherem Niveau angekommen bin, als damals in Bielefeld Andraž Šporar aus Trotz, weil er nicht gespielt hat, mit seinem Ferrari auf den Trainingsplatz gefahren ist. Das hätte ich mir so nicht erlaubt und musste schon schmunzeln. Beim FC hatten wir auch einige verrückte Spieler. Faryd Mondragon hat sich immer die Füße massieren lassen. Da habe ich mich gefragt: Wo bist du denn hier gelandet?
Wie hat sich die junge Fußballer-Generation im Vergleich zu Ihrer Zeit verändert?
Das hat sich sehr verändert. Gerade die sozialen Medien sind ein Riesenthema. So bekommen die Jungs viel mehr Einfluss von außerhalb. Zudem sind die Spieler meinungsstärker und freier als ich damals. Wir haben uns untergeordnet. Das ist heute anders, da gibt es auch mal Konflikte auf dem Trainingsplatz. Das war früher undenkbar.
Welche Beziehung haben Sie nach all den Jahren zum 1. FC Köln?
Der FC war immer mein Herzensverein, klassisch mit der Bettwäsche als Achtjähriger. Ich war sogar im alten Müngersdorfer Stadion und habe danach den Umbau mitgemacht. Das war für meine Entwicklung eine intensive Zeit.
Was werden Sie nach Ihrer aktiven Karriere machen? Bleiben Sie dem Fußball erhalten?
Man kehrt dem Fußball wohl nie so richtig den Rücken. Irgendwie und irgendwo werde ich schon unterkommen. Wie es ab Sommer weitergeht, kann ich noch nicht sagen. Aber die Aufgabe als Jugend-Trainer hat mir schon großen Spaß gemacht. Ich will mich nicht als Trainer in der Öffentlichkeit verkaufen müssen, sondern den Jungs nur beim Kicken helfen und sie besser machen.