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SicherheitsvorfallPaypal schickt Liste mit verdächtigen Abbuchungen an Sparkassen in Köln und Region

5 min
Der Schriftzug «Mit Paypal zahlen» ist auf dem Bildschirm eines Laptops zu sehen.

Immernoch sind nicht alle Paypal-Zahlungen freigegeben, Banken tun dies Stück für Stück  – zum Teil geht das automatisch, zum Teil müssen aber auch Bankmitarbeiter den Vorgang sichten.

Mindestens eine weitere Sparkasse aus der Region hat eine Liste mit möglichen Betrugsfällen erhalten – und ruft betroffene Kunden nun an.

Noch immer beschweren sich viele Paypal-Nutzer auf Bewertungsportalen, dass ihr Paypal-Konto im Minus ist und sie keine Zahlungen über den Finanzdienstleister abwickeln können. Dabei ist der Sicherheitsvorfall bei Paypal jetzt schon mehr als eine Woche her. Viele Banken hatten vergangene Woche Paypal-Transaktionen in Milliardenhöhe eingefroren, nachdem auffällig viele betrügerische Lastschriften aufgelaufen waren. Offenbar war zuvor ein zentrales Sicherheitssystem bei Paypal ausgefallen, das kriminelle Abbuchungen sonst abfängt.

Paypal spricht von einem Programmierfehler im Rahmen eines Software-Updates, das Problem sei inzwischen behoben worden. Laut Paypal hat die Störung vom 23. und 24. August Auswirkungen auf weniger als fünf Prozent der deutschen Kundinnen und Kunden gehabt. Fünf Prozent sind angesichts von derzeit rund 35 Millionen aktiven Nutzern hierzulande aber trotzdem 1,75 Millionen Menschen.

Noch immer nicht alle Transaktionen freigegeben

Dass noch immer nicht alle Zahlungen freigegeben sind, liegt daran, dass sehr viele Transaktionen betroffen waren. Ein Branchen-Experte sagte der Deutschen Presseagentur, bundesweit handele es sich um eine sechsstellige Zahl von blockierten Lastschriften. Diese müssen die Banken Stück für Stück freigeben – zum Teil geht das automatisch, zum Teil müssen aber auch Bankmitarbeiter den Vorgang sichten.

Ein Sprecher des Deutschen Sparkassenverbands gab sich am vergangenen Freitag noch zuversichtlich, dass bis Mitte dieser Woche alle Fälle abgearbeitet werden können. Er sagte, es habe leider etwas Zeit benötigt, um mit Paypal ein gemeinsames Verständnis darüber zu erzielen, welche Abläufe dafür zwingend erforderlich seien.

Brandbrief der Sparkassen an die Bundesbank

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet von einem Brandbrief des Sparkassenverbands DSGV an die Bundesbank und die Europäische Zentralbank, in dem sich die Sparkassen über das Verhalten von Paypal beschweren. So habe der US-Zahlungsdienstleister seine Probleme gegenüber den verunsicherten Kunden so dargestellt, als lägen diese bei den Banken. Zudem mangele es seitens Paypal an Unterstützung bei der Beseitigung der Probleme, unter anderem seien Unterlagen nicht wie gefordert bereitgestellt worden. Darüber hinaus bemängeln die Sparkassen einen gestörten Geschäftsbetrieb, weil die Kommunikationskanäle für Kunden stark belastet würden, schreibt die Zeitung.

Nach der Berichterstattung liegt nun ein gemeinsames Statement von Paypal und dem DSGV vor, in dem von einer „konstruktiven Zusammenarbeit“ die Rede ist. „Die Situation hat sich deutlich entspannt, nur noch wenige Verbraucher sind von Einschränkungen betroffen und die weit überwiegende Mehrheit der Paypal-Konten funktioniert wieder ordnungsgemäß“, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben.

Paypal informiert Sparkassen über verdächtige Transaktionen

Jetzt gibt es eine neue Wendung: Paypal hat Sparkassen in der Region in dieser Woche Listen geschickt, in denen bereits durchgeführte Abbuchungen bei Bankkundinnen und -kunden aufgeführt werden, die möglicherweise betrügerischen Ursprungs sind. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Paypal keine Handlungsempfehlung an die Sparkassen mitgeschickt. Auf Nachfrage sagt eine Sprecherin des Unternehmens: „Paypal hat im Rahmen der gemeinsamen Aufarbeitung mit den Banken technische Transaktionsdaten geteilt, um gegebenenfalls betrügerische Transaktionen herauszufiltern. Dies ist weitestgehend abgeschlossen.“

Die Sparkasse KölnBonn bestätigt, eine entsprechende Liste von Paypal mit Einträgen erhalten zu haben. Nun werde „im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit nach Wegen gesucht“, die Probleme zu beseitigen, heißt es von der Sparkasse KölnBonn. Das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut hat eine Bilanzsumme von fast 30 Milliarden Euro und mehrere Hunderttausend Kunden in der Region. Wie viele davon auf der Paypal-Liste mit verdächtigen Abbuchungen stehen, ist nicht bekannt.

Ein Sprecher der Kreissparkasse Köln sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ lediglich, „die Kundinnen und Kunden werden auf verschiedensten Wegen umfassend informiert“. Die überwiegende Mehrheit der Paypal-Accounts funktioniere wieder. Auch die Kreissparkasse hat eine Bilanzsumme von fast 30 Milliarden Euro. Beide Banken sind die größten Sparkassen der Bundesrepublik.

Geldinstitut fragt bei Kunden nach

Auch die Sparkasse Düren hat von Paypal eine Liste erhalten und ruft in diesen Tagen Personen an, die dort genannt werden. Das Geldinstitut erkundigt sich bei seinen Kunden am Telefon, ob es sich tatsächlich um Betrugsfälle handelt oder lediglich um Verdachtsfälle. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist ein Verdachtsfall einer am 22. August durchgeführten Abbuchung in dreistelliger Höhe von einem Konto der Sparkasse Düren bekannt, bei dem es sich jedoch nicht um einen Betrug handelte. Wie viele Fälle das Institut überprüft, war nicht zu erfahren.

„Für uns als Sparkasse ist das Thema Sicherheit im Banking von höchster Wichtigkeit. Aus diesem Grund haben wir wenige Kunden, die von der Störung betroffen waren, proaktiv angesprochen, um mit ihnen die Situation zu klären“, teilte die Sparkasse Düren auf Anfrage mit. Paypal und die betroffenen Institute der deutschen Kreditwirtschaft arbeiteten eng zusammen, um die letzten Auswirkungen der Störung für Verbraucher und Händler zu beheben. 

Woher auf Seiten von Paypal der Betrugsverdacht in diesem und weiteren Fällen stammt, warum das US-Unternehmen im Trüben zu fischen scheint und damit bei Verbrauchern letztendlich weiter für Verunsicherung sorgt, bleibt unklar. Paypal konnte entsprechende Fragen dieser Zeitung bis Redaktionsschluss nicht beantworten, weist aber auf das direkte Unterstützungsangebot des Unternehmens an Kunden hin: „Sollten Kunden Zweifel an Transaktionen ihres Accounts haben, sollten sie sich direkt an Paypal wenden, wo der Sachverhalt ausgeräumt wird“, sagte die Unternehmenssprecherin unserer Zeitung.

„Weder Ihre Sparkasse noch Paypal rufen an und fordern vertrauliche Daten“

Was die Angelegenheit zudem kompliziert gestaltet: Gleichzeitig warnen sowohl Sparkasse KölnBonn als auch die Sparkasse Düren vor betrügerischen Anrufen, bei denen sich die Täter als Sparkassen-Mitarbeiter ausgeben und vorgeben, Paypal-Transaktionen reparieren zu wollen. Dabei würden auch persönliche Daten, Pin oder Passwörter abgefragt, und angezeigte Telefonnummern wirkten täuschend echt. Doch niemals sollten die genannten Informationen am Telefon weitergegeben werden. „Weder Ihre Sparkasse noch Paypal rufen an und fordern vertrauliche Daten“, schreibt die Sparkasse Düren auf ihrer Webseite.

Inzwischen warnt Paypal selbst auf seiner Website: „Wir möchten dich darauf aufmerksam machen, dass Betrüger versuchen, dieses Ereignis auszunutzen, indem sie sich als Paypal- oder Bankmitarbeiterinnen ausgeben und Unterstützung anbieten.“ Nutzer sollten niemals Anmeldedaten weitergeben.