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Nach neunter SaisonpleiteSchlechte Laune und wilde Gerüchte beim 1. FC Köln

Lesezeit 5 Minuten
Nach der 0:1-Niederlagen in Hannover sind die Spieler des 1. FC Köln sichtlich bedient.

Nach der 0:1-Niederlagen in Hannover sind die Spieler des 1. FC Köln sichtlich bedient.

Der Aufstieg des 1. FC Köln ist hoffentlich nur verschoben. Von Euphorie am Geißbockheim ist trotz weiterhin Platz eins ohnehin wenig bis nichts zu spüren.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass nach der neunten Saisonniederlage des 1. FC Köln, diesmal am Sonntag in Hannover (0:1), am Montag auch die Spekulationen um Trainer Gerhard Struber und Sport-Geschäftsführer Christian Keller wieder zunahmen. Nicht zum ersten Mal in dieser Zweitliga-Saison, die für den Bundesliga-Absteiger ein ziemlicher Krampf ist und in der der FC aufgrund der Pleite in Hannover am kommenden Samstag (20.30 Uhr) im Heimspiel gegen Jahn Regensburg noch nicht den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen kann. Doch dazu später mehr.

Am Montag ging es diesmal aber mehr um Keller und einen möglichen Nachfolger für ihn, sollte sich der Kölner Vorstand, der nur noch auf Zeit amtiert, doch tatsächlich nach der Saison dazu durchringen, den weiterhin in der Kritik stehenden Sportchef von seinen Aufgaben zu entbinden. Laut „Bild“ soll Jonas Boldt, zuletzt Sportvorstand beim Hamburger SV und zuvor viele Jahre Sportdirektor und Kaderplaner bei Bayer 04 Leverkusen, neben angeblichen Verhandlungen mit Hertha BSC und der TSG Hoffenheim auch Gespräche mit dem 1. FC Köln führen.

1. FC Köln: Klub will in Kürze neuen Geschäftsführer präsentieren

In der Tat will der Bundesliga-Absteiger in den kommenden Tagen oder Wochen auch einen neuen Geschäftsführer präsentieren. Allerdings einen für den Marketing-Bereich. Damit möchte der Noch-Vorstand nach der Trennung von Markus Rejek die Geschäftsführung um Keller und Philipp Türoff wieder komplettieren. Türoff soll einen Vertrag bis Ende 2026 am Geißbockheim besitzen, Keller dem Vernehmen nach nur bis Ende Februar 2026. Beides gilt als unwidersprochen, wird aber vom Klub nicht transparent kommuniziert. Zudem soll ein neuer Chefscout kommen, auf Betreiben insbesondere von Keller hatte sich der FC vom langjährigen Mitarbeiter Martin Schulz getrennt.

Alles zum Thema Christian Keller

Mit beiden Stellen hat Boldt rein gar nichts zu tun. Und es würde sehr verwundern, wenn der 43-Jährige am Geißbockheim auf Keller nachfolgen würde. Zwar wurde Boldt schon mehrfach beim FC gehandelt, doch konkret wurde es dann doch nie. Nach Informationen dieser Zeitung führt der amtierende Vorstand auch keine Gespräche mit Boldt. Auch ein Intimus des Managers weiß von keiner aktuellen Kontaktaufnahme seitens der Kölner Vereinsführung. Boldt selbst wollte sich auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht konkret äußern.

Erneut FC-Gerüchte um Jonas Boldt

Dass sein Name vor dem Hintergrund der Gespräche mit anderen Klubs aber auch im FC-Kosmos aufgetaucht, ist im Profifußballgeschäft nicht verwunderlich und hat ganz sicher auch etwas mit der fragilen Situation um Keller beim FC zu tun. Zwar hat Keller auch Fürsprecher, etwa Vizepräsident Eckhard Sauren, doch es gibt auch mehrere Gremienvertreter, die den mittlerweile seit über drei Jahren amtierenden Sport-Geschäftsführer sehr kritisch sehen. Was wiederum nach den Vorkommnissen auch nicht überraschend sein dürfte und für die Mannschaft und das Trainerteam um Chefcoach Gerhard Struber nach dieser Saison ebenfalls gilt.

Jonas Boldt war von Mai 2019 bis Mai 2024 Vorstand Sport beim Hamburger SV. Zuvor war er jahrelang als Sportdirektor, Manager und Chefscout für Bayer 04 Leverkusen tätig.

Jonas Boldt war von Mai 2019 bis Mai 2024 Vorstand Sport beim Hamburger SV. Zuvor war er jahrelang als Sportdirektor, Manager und Chefscout für Bayer 04 Leverkusen tätig.

Schon fragt sich mancher Fan, was diese Mannschaft denn im Fall des Aufstiegs in der Bundesliga verloren haben könnte. Doch vor der möglichen Erstliga-Spielzeit 2025/26 liegt bekanntlich auch wieder eine Transferperiode, nach der Fifa-Sperre ist es für den FC die erste im Sommer seit 2023. Und die wohl wichtigste der vergangenen Jahre. Handlungsbedarf besteht gleich auf mehreren Positionen. Vor allem in der Offensive nach dem bereits feststehenden Weggang von Tim Lemperle zur TSG Hoffenheim.

In Hannover hatte Gerhard Strubers Team auf ganzer Linie enttäuscht. 15.000 FC-Anhänger hatten für eine Faninvasion nach Niedersachsen gesorgt und ihre Mannschaft immens unterstützt, doch vor allem in der ersten Halbzeit bekamen sie einen mutlosen, behäbigen, uninspirierten Auftritt ihrer Mannschaft geboten. Die Kölner ließen sich von den Niedersachsen, die sich nach drei Pleiten in Folge praktisch schon aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet hatten, den Schneid abkaufen. Nach der Ampelkarte gegen Leart Pacarada (50.) und dem Gegentor durch Lars Gindorf (57.) zeigte der Gast dann paradoxerweise in Unterzahl und mit dem Rücken zur Wand den Willen, den man sich deutlich früher erhofft hätte.

Struber verliert die deutlichsten Worte

Einige Reaktionen von Spielerseite nach dem Abpfiff konnte man getrost vernachlässigen und in die Kategorie „noch unter Adrenalin stehend“ einordnen, es war Trainer Struber, der mit etwas Abstand die deutlichsten Worte verlor. „Das war eine Leistung, die mich massiv stört. Es steckt viel mehr drin, da erwarte ich von der Mannschaft eine andere Tonart“, befand der Coach, der seinen Ärger nur schwer verbergen konnte. „Das ist eine schmerzhafte Niederlage. Speziell in der ersten Hälfte haben wir es nicht geschafft, Umschaltsituationen auszuspielen. Generell waren wir etwas fahrig und in der Positionierung nicht sauber genug", sagte Struber, der die Winter-Neuzugänge Imad Rondic und Joel Schmied zum zweiten Mal in Folge keine Minute spielen ließ. Irgendwie bezeichnend. Vor allem ist das alles andere als ein Vertrauensbeweis in Stürmer Rondic.

Sofa-Aufstieg am 32. Spieltag möglich, aber eher unwahrscheinlich

Die Niederlage hat nun zur Folge, dass der FC, der weiterhin bei 54 Punkten verharrt, nicht – wie erhofft – mit einem Heimsieg am 32. Spieltag am Samstagabend (20.30 Uhr) gegen Schlusslicht und Ex-Keller-Klub Regensburg aufsteigen kann. Ein „Sofa-Aufstieg“ am Sonntag ist aber möglich, doch dafür muss schon einiges zusammenkommen. Der Dritte Magdeburg (50 Punkte) muss bereits am Freitag gegen den Vorletzten Münster verlieren.

Der Fünfte Paderborn (49) darf ebenfalls am Freitag maximal einen Punkt gegen Schalke holen. Gleiches gilt für den Sechsten Düsseldorf (49) am Samstag gegen Braunschweig. Und am Sonntag dürfen auch der Vierte Elversberg (49) in Nürnberg und der Siebte Kaiserslautern in Karlsruhe höchstens einen Punkt holen. Das alles hört sich nach einem ziemlich unwahrscheinlichen Szenario an, doch in diesem Aufstiegskampf, der einem Schneckenrennen gleicht, gab es schon Merkwürdiges zuhauf. Nur auf den Hamburger SV (53) mit seiner Frühlings-Flatter scheint irgendwie Verlass zu sein.